Familienleben Kolumne

Fasnacht: pädagogisch und politisch korrekt

Darf man das?

Letzten Samstag haben wir am traditionellen St. Konrad Kinder-Fasnachtsumzug in Albisrieden teilgenommen und während ich hinter unseren als Ritter verkleideten und mit ihren Schildern und Schwertern herumfuchtelnden Buben her trottete, hatte ich viel Zeit nachzudenken:

Ist es pädagogisch korrekt, Buben als bewaffnete Ritter, Cowboys, Piraten oder Polizisten an die Fasnacht gehen zu lassen? Politisch überhaupt vertretbar, wenn sie als Indianer oder Zigeuner hingehen? Ist es für ihre Psyche aber wirklich besser, wenn sie sich als Clowns, Frösche oder Pilze verkleiden? Was meinen wohl Tierschützer dazu, dass haufenweise Tiere schon bei den Kleinsten als beliebtes Fasnachtssujet herhalten müssen? Und wie erklären sich Feministinnen, dass die vielen Feen, Burgfroleins, Elfen und Prinzessinen die Rollenklischées eben doch bestätigen? Sollen Eltern die Fasnachtskostüme selber schneidern und basteln oder dürfen sie diese auch kaufen? Werden die Kinder mit Kostümen ab der Stange einen Schaden davon tragen oder in den billigen Bat- und Spiderman-Kostümen aus China am Ende vielleicht sogar glücklicher sein?

Nebst diesen eher banalen Fragen, die allerdings für Eltern und Kinder alles andere als unbedeutend sind, stellte sich mir aber die Grundfrage: Wer weiss eigentlich, worum es bei der Fasnacht wirklich geht? Dass dieser Brauch anfänglich fast nur in katholischen Gebieten gefeiert wurde? Und wäre der Ursprung bekannter, würden dann ebenso viele Eltern ihre Kinder Fasnacht feiern lassen? Oder riskierte die Kinder-Fasnacht dann vom selben Schicksal ereilt zu werden wie andere christliche Feierlichkeiten, die meines Erachtens aus politischer Überkorrektheit vom Schul-Jahreskalender gestrichen wurden?

Lassen wir diese Grundfrage aber am besten unbeantwortet und erfreuen wir uns hoffentlich noch lange der vielen Kinder-Fasnachtsfeiern in Zürich!

mittwochs immer im Tagblatt der Stadt Zürich

Feiert Ihr Fasnacht? Wie?

Dies koennte dir ebenfalls gefallen

18 Kommentare

  • Monika
    6. Februar 2013 at 07:40

    wir feiern mit deko im haus (teilweise selber gebastelt), versuchen trotz dracula, prinzessin und löwe ein gemeinsames motto zu finden und dekorieren unseren leiterwagen damit…schliesslich geht es bei uns am schmutzigen donnerstag los! 😉 wir sind aus der zentralschweiz…da kommt man nicht um die fasnacht herum:)

  • Gaby
    6. Februar 2013 at 08:04

    Aiaiai, Rita! Das wird wieder heikel………. Religion und so………. das hatten wir doch schon vor Weihnachten :-). Willst du allen die närrische Zeit damit verderben … wuah!
    Ach was: bei uns im Dorf ist Fasnacht zum Glück kein Thema und irgendwie schaff ichs jedes Jahr, die Mädels davon abzubringen, dass sie merken, dass links und rechts Fasnacht wäre…. denn: ich HAAAAAASSSSSE Fasnacht (in meinem frühen Erwachsenenalter bin ich sogar mal mit einer Gruppe Freunde vor diesem Anlass geflüchtet: wir haben ein Wochenende in Braunwald gebucht. Und weisst du, was in dem härzigen Dorf gerade los war? FASNACHT!). Nichts desto Trotz mag ich jedem die Freude daran gönnen, als was, wie und warum auch immer gefeiert wird!

  • Rita Angelone
    6. Februar 2013 at 09:13

    @Monika: na dann, viel Spass – da wird ja die Post abgehen!

  • Rita Angelone
    6. Februar 2013 at 09:14

    @Gaby: ja, weisst du, eigentlich ist es ja schon fast etwas lächerlich, wenn militante Gegner des Advents und der Weihnacht und von Gott überhaupt … dann plötzlich an der Fasnacht mitmachen und an Ostern Eier suchen gehen….
    Aber wie auch immer: dass du ausgerechnet nach Braunwald geflüchtet bist und dass DA OBEN dann auch grad noch Fasnacht war – das ist ja wirklich Ironie des Schicksals 🙂

  • Nibel Hildegard
    6. Februar 2013 at 11:28

    Liebe Rita,
    jede Woche freue ich mich auf Deine Kolumne. Allerdings erlaube ich mir heute, Deinem Wunsch nach weiterer Ignoranz zur Herkunft der Fasnacht zu widersprechen: wie das Wort andeutet, war die Fasnacht die Zeit vor der 40-tägigen Fastenzeit, und da haben es die Menschen im Mittelalter nochmal krichtig krachen lassen mit üppigen Mahlzeiten und allen anderen sinnlichen Genüssen, die während der Fastenzeit verboten waren 🙂
    Ausführlicher und vielleicht doch interessant für Dich ein Link, der keine Fragen mehr offen lässt
    http://www.poppele-zunft.de/brauch/brauch01.htm
    Eine glückseelige Fasnet Dir & Deiner Familie
    Hildegard

    PS: Es gibt einen Volkskundeprofessor in Freiburg, Werner Metzger, aus einer Hochburg der schwäbisch-allemannischen Fasnacht kommen, der darüber sehr schöne Bücher veröffentlicht hat – fast so gut wie selber feiern …

  • Rita Angelone
    6. Februar 2013 at 11:58

    @Hildegar: vielen lieben Dank für deinen interessanten Beitrag! Weisst du, die Herkunft der Fasnacht besser zu ignorieren, ist wirklich nur ironisch gemeint. Und es hat einen Bezug zu einem Thema, das mich schon lange beschäftigt, nämlich dass wir Schweizer so höflich und so nett und so neutral allen gegenüber sein wollen, dass wir am Schluss unsere eigenen Traditionen nicht mehr zu pflegen wagen. Und käme es einer Minderheit in den Sinn, die Fasnacht als „verletzend“ für ihren Glauben oder für ihre sonstigen Wertvorstellungen zu finden, würden wir sie des Friedens Willen am Schluss gar noch abschaffen. Drum sage ich mit einem Augenzwinkern: besser wissen wir gar nichts über die Fasnacht, denn sonst fühlt sich sicher jemand betupft 🙂
    Herzliche Grüsse!

  • Katharina
    6. Februar 2013 at 14:17

    Wuaah, Fasnacht, heidnisches Katholikenzeugs und damit schon arg in der Nähe des Antichristen in Rom…. so hat’s früher bei uns getönt.
    Aber ich mag die Fasnacht trotzdem nicht. Keine Ahnung, ob in der Stadt Kinderfasnacht wäre, aber ich glaube nicht. Und solange Kurzer nichts davon mitbekommt werd‘ ich den Teufel tun und ihn noch drauflüpfen 😉

  • Rita Angelone
    6. Februar 2013 at 14:34

    @Kath: …. meine Kinder habens rausgefunden…. u.a. auch weil dieser Brauch eigenartigerweise im ganzen Schulhaus gefeiert wird. Advent nicht. Komisch.

  • Nicole
    6. Februar 2013 at 15:25

    Ich mag Fasnacht, obwohl ich in der Kindheit nur komische Seiten davon gesehen habe – barbusige Österreicherinnen, die in dekorierten Lokalen im SG-Rheintal serviert haben…. 😉 Ich mag vor allem die „richtige“ Fasnacht in Luzern und in Basel. Beide total verschieden, aber ich mag sie.

  • Katharina
    6. Februar 2013 at 17:33

    @Rita: Ernsthaft, in Bern ist das kein generischer Brauch, ich bin ohne aufgewachsen und kann gut ohne leben. Als die „Berner Fasnacht“ eingeführt wurde (von Exilbaslern und -luzernern) war ich schon weggezogen, dh. nach der Matur, d.h. da war ich schon zwanzig durch.
    Und eben, in den evangelikalen Freikirchen gilt die Fasnachterei als unchristliches Teufelszeug, oder doch sicher von Jenem inspiriert.
    Ich würde mich also nicht trauen, Fasnacht als „christlichen Brauch“ oder „schweizer Brauch“ zu bezeichnen. Sie ist vor allem katholisch.

  • Bionic Hobbit
    6. Februar 2013 at 19:50

    Du schreibst, „dass dieser Brauch anfänglich fast nur in katholischen Gebieten gefeiert wurde“…. da muss ich schmunzeln. Anfänglich waren ja die meisten Gebiete katholisch…. 🙂

  • Bionic Hobbit
    6. Februar 2013 at 19:55

    @Nicole: Bin in Basel aufgewachsen, da hatte man einfach die Wahl: an der Fasnacht aktiv per Clique im Cortège mitmachen (i.e. Trommeln oder Pfeifen) oder Skifahren gehen. Fasnacht ist/war dort sehr exklusiv. Als Kinder hat man sich damals dort eh nicht gross verkleidet. Also dann lieber Skifahren….

  • Bionic Hobbit
    6. Februar 2013 at 19:57

    Ich hätte aber doch noch eine Bitte an alle Mädchen-Mütter: versucht doch mal, Euren Töchtern was anderes als immer nur Feen- und Prinzessinenkleidchen anzuziehen. Echt. Langweilig.

  • Rita Angelone
    6. Februar 2013 at 21:35

    @Bionic: als was gehen denn deine drei?

  • Bionic Hobbit
    6. Februar 2013 at 23:46

    Naja. Tiger, Wolf und Bär.

  • Rita Angelone
    7. Februar 2013 at 11:06

    @Bionic: immerhin nicht als Pilze…

  • Nicole B.
    8. Februar 2013 at 14:50

    @Bionic: Kannst du als Ärztin dann meine Tochter vom Tussi-Gen befreien? Die will grad‘ nur noch Röcklis, Täschlis, Mäschelis, Glitzer, etc. etc…….

  • Frank
    12. Februar 2013 at 09:08

    Mit Tussi-Gen hat das m.M.n. überhaupt nichts zu tun.
    Wir haben uns als Kinder doch auch in verschiedenen Rollen erprobt, oder?!
    Unser jüngster Sohn, mittlerweile erwachsen, hatte als Kind eine ausgesprochene kriegerische Phase.
    Seine Lieblingsspielfigur war Action-Man.
    Meine Frau und ich haben lange drüber diskutiert, ihn das alles aber ausleben lassen.
    Irgendwann hörte sein Tick dann auch wieder auf.
    Heute ist unser Sohn Pazifist und studiert Biologie.
    Wenn die Tochter als Kind eine „Tussi“ sein darf, wird sie das als Erwachsene nicht mehr brauchen!

Hinterlasse eine Nachricht

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.