Einsiedeln ist einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte der Schweiz. Das Kloster Einsiedeln ist eine wichtige Station auf dem Jakobsweg und somit beliebtes Ziel zahlreicher Pilger aus aller Welt. Einsiedeln ist aber viel mehr als „nur“ Wallfahrtsort und es gibt ein paar weitere Gründe, um diesem sonnenverwöhnten Ort oberhalb der Nebelgrenze und inmitten einer faszinierenden Voralpenlandschaft einen Besuch abzustatten!
Das vergangene Wochenende haben das Familienoberhaupt und ich in Einsiedeln verbracht – für einmal ohne Kinder. Ein Tapetenwechsel war längst fällig und um etwas Zeit für uns alleine zu haben, wollten wir zwar wegfahren, aber doch nicht so weit, dass wir einen grossen Teil der kostbaren Zeit zu zweit für die Reise opfern mussten.
Einsiedeln liegt nur gerade 40 km südöstlich von Zürich und ist sowohl mit dem Auto als auch mit dem Zug sehr gut und schnell erreichbar. Als Kind habe ich Einsiedeln mit meinen Eltern oft besucht – mit unseren Kindern waren wir letztmals vor fünf Jahren da. Höchste Zeit also, diesem eindrücklichen Kraftort wieder einen Besuch abzustatten!
Hauptanziehungspunkt der Stadt ist das Benediktinerkloster, das aus dem Jahr 934 stammt. Mit der Marienwallfahrt, die im 13./14. Jahrhundert begann, wurde Einsiedeln zum überregionalen Wallfahrtsort und zu einer bedeutende Station auf dem Jakobsweg.
Habt ihr übrigens gewusst? Das Benediktinerinnen-Kloster Fahr bei Zürich gehört zur Abtei Einsiedeln und der Abt von Einsiedeln ist auch derjenige des Klosters Fahr. Sie bilden zusammen das weltweit einzige noch erhalten gebliebene Doppelkloster im Benediktinerorden.
Und wenn wir schon dabei sind: Das Mutterkloster des Benediktinerkloster in Einsiedeln ist il monastero di Montecassino, das ganz in der Nähe meines zweiten Bürgerorts in Süditalien liegt.
Es kommt also nicht von ungefähr, dass Einsiedeln seit jeher für die Familie Angelone eine grosse Bedeutung hat und meine Eltern vor 52 Jahren sogar dazu bewogen hat, in Einsiedeln zu heiraten!
Der Wallfahrtsort Einsiedeln ist eng mit dem Leben des heiligen Meinrad verbunden. Der Sage nach wurde Meinrad 861 von zwei Landstreichern erschlagen. Daraufhin sollen zwei Raben die Mörder verfolgt und vor Gericht geführt haben. Aus diesem Grund sind auf dem Einsiedler Wappen zwei Raben abgebildet.
Meinrad gab auch seinen Namen der sehr schönen Gastwirtschaft, die wir am ersten Abend zum Nachtessen besuchten. Das Gasthaus Meinradsberg liegt auf der rechten Seite des Klosterplatzes, direkt am Waldrand. Im Sommer können die Gäste den idyllischen Garten unter den Bäumen geniessen – wir sassen an diesem märchenhaften Winterabend drinnen, in der Wärme des Ofenfeuers und konnten durchs Fenster direkt aufs Kloster sehen. Das gemütliche Restaurant hat uns sehr gefallen und das Essen – begleitet von Klosterwein – schmeckte uns hervorragend!
Gewohnt haben wir im schönen Boutique Hotel St. Georg. Es liegt ebenfalls nahe dem Klosterplatz und wurde vor vier Jahren nach einer umfassenden Renovation als hochstehendes 3* Hotel neu eröffnet. Besonders gut gefallen hat uns der kleine, aber feine Wellnessbereich mit Sauna und Dampfbad, den wir in vollen Zügen genossen haben!
Einsiedeln ist nicht nur ein bekannter Wallfahrts-, sondern auch ein beliebter Wintersportort. Sowohl dorfeigene Skilifte, die Langlaufloipe Schwedentritt und die nahe gelegenen alpinen Skisportorte Hoch-Ybrig und Brunni im Alpthal zeichnen Einsiedeln aus. Der nahe Sihlsee ist im Winter – mit etwas Wetterglück – für Schlittschuhfahrer frei.
Für einmal haben wir auf die Skis verzichtet und haben dafür die Schneeschuhe hervorgeholt, um am Samstagvormittag das Schneeschuhgebiet Euthal auszukundschaften. Euthal am Sihlsee ist eine für Schneeschuhrouten geradezu prädestinierte Region mit zahlreichen markierten und geprüfte Schneeschuhrouten. Diese umfassen sowohl Rund- als auch Streckenwanderungen in verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Mit dem Auto ist Euthal in rund 15 Minuten von Einsiedeln aus erreichbar.
Müde und hungrig machten wir am Nachmittag im coolen Bären Pause und stärkten uns mit einem währschaften und feinen „Benediktiner Eintopf“ – einem traditionellen Kloster Eintopf mit Spätzli, Gemüse und Rindfleischwürfeli in Kräuterbouillon mit Röstzwiebeln.
Auch vom sehr ausgeprägten Brauchtumsleben in Einsiedeln wurden wir an diesem Wochenende Zeugen: Die Einsiedler Fasnacht beginnt am Dreikönigstag mit dem Einläuten. Gruppen junger Burschen streifen durch die Nacht. Sie tragen an breiten Gurten Viehglocken, Klopfen und Tricheln auf dem Rücken. Ihr metallisches Klingen bricht an den Häuserfronten und widerhallt in engen Gassen. Sie läuten die Fasnacht ein. Wir hatten das Glück, am Samstagnachmittag einer Schar junger Trychler über den Weg zu laufen, die für den Kinderfasnachtsumzug übten.
Für den Znacht haben wir eine weitere gastronomische Perle entdeckt: Im heimeligen und stimmungsvollen Wallhalla haben wir eine sehr feine gutbürgerliche Küche genossen und unseren kulinarischen Aufenthalt – wen wundert’s? – mit einem wunderbaren Klostergrappa abgerundet! Das Wallhalla ist übrigens eine gelungene Einheit von Metzgerei und Restaurant, was sich in der Qualität der Gerichte widerspiegelt.
Am Sonntagvormittag haben wir das Kloster besucht und natürlich gehörte es unbedingt dazu, einen Schluck Wasser aus allen vierzehn Röhren des Frauenbrunnen zu trinken. Dem Wasser aus der Quelle des heiligen Meinrad wird nämlich heilende Wirkung zugeschrieben und man sagt: Wer aus jeder Röhre einen Schluck trinkt, bleibt ein Jahr lang von Krankheiten verschont.
An diesem winterlichen Sonntagmorgen hatten wir Lust auf einen Spaziergang an der frischen Luft: Der Kreuzweg beginnt am südöstlichsten Punkt des Klosterplatzes, verläuft dem Johannisbach entlang und steigt auf zum St. Meinrad, wo als zwölfte Station die imposante Kreuzigungsgruppe errichtet wurde. Von hier aus geniesst man einen herrlichen Blick auf den Klosterplatz!
Zum Abschluss unseres schönen Wochenendes zu zweit in Einsiedeln kehrten wir im Dreiherzen ein, wo ich zum Abschluss meiner kulinarischen Reise durch die Klosterküche ein feines Stück „Chlouschter Turtä“ aus saftiger Schoggimousse in Verbindung mit einem Mandelbisquit und feinem Baileys Sirup genoss!
Ja, das Gute und Schöne liegt manchmal viel näher als man denkt!
Übrigens: Auf dem Weg nach Zürich kann man auch gleich noch am Kloster Menzingen und beim Kloster Kappel vorbei fahren – schon fast im Sinne einer Klosterfahrt!
3 Kommentare
Nadja W.
28. Januar 2018 at 11:37Wir wohnen ja relativ nahe zu Einsiedeln und sind mehrmals im Jahr dort. Spazieren am Sihlsee oder durchs Dorf…. feines Gebäck geniessen usw. Wenn es bei uns in Wädi nebel hat gibt es sicher Sonne in Einsiedeln 😉 und Stau von uns Unterländern…
Ruth Obrist
29. Januar 2018 at 21:25Als wir in den 50er Jahren ein Auto hatten, sind wir oft am Sonntagnachmittag nach Einsiedeln gefahren, weil unser Vater, der selber ein guter Choralsānger war, die Vesper und das „Salve Regina“ so liebte.
Und auf dem Hūgel hinter dem Kloster lernte ich skifahren.
Rita Angelone
1. Februar 2018 at 17:26Liebe Frau Obrist, was für schöne Erinnerungen Sie mit Einsiedeln verbinden! Herzliche Grüsse, Rita Angelone