Es braucht endlos Geduld und Nerven wie Drahtseile: Reisen mit Kindern. Und doch tun es Herr und Frau Schweizer immer mehr. Ich indes wage es erst jetzt, wo meine drei Sprösslinge das Teenie-Alter erreicht haben und grösstenteils selbständig sind, neue Gefilde zu entdecken und ab und zu eine Städte-Tour zu unternehmen. Aber bis vor kurzem galt es als Herausforderung des Jahres, mit Kind und Kegel in die Skiferie zu verreisen.
Immer an denselben Ort, versteht sich. Und prompt wurde oft ein Kind kurz vor Abreise krank. Ich erinnere mich an den Magen-Darm-Virus, den die Älteste einen Tag vor Abreise erwischte und der dann, mit dem ersten Schritt ins Hotelzimmer, auf die Jüngere überging. Oder als ich beim Duschen meines Allerjüngsten am Abend vor der Abreise bei geladenem Auto und gepackten Koffern verdächtige drei Pusteln am Rücken entdeckte. Jawohl – Windpocken!! Und zwar pünktlich zur Abreise. Wir sind damals trotzdem losgefahren, Windpocken hin oder her, und deckten uns in der Südtiroler Apotheke mit hausgemachter Salbe ein. Dem Kleinen gings ganz gut, der Temperatur-Unterschied von über 20 Grad hatte den Pocken den Garaus gemacht.
Mittlerweile ist mein Trio in Sachen Immunsystem topfit, sodass ihnen auch die jährliche Grippewelle nichts mehr anhaben kann. Trotzdem würde ich die drei, Mann inklusive, bei bevorstehender Abreise am liebsten in eine Kühltruhe verpacken, damit etwaige „Last Minute“ – Ansteckungs –und Verletzungsgefahren gebannt sind.
Reisen mit Kindern ist anstrengend und treibt Mütter an ihre Grenzen, da sind wir uns einig. Aber es kann auch wunderschön, verbindend und bereichernd sein. Die Familie zusammenschweissen und unvergessliche Erlebnisse bieten. Daher habe ich mich mit einigen Reise- und Familienblog-Müttern unterhalten und deren Tipps und Tricks gesammelt.
Wohin?
Ellen Gromann, Bloggerin von www.patotra.com und Mutter von drei Kindern (20, 17, 14), beobachtet derzeit zwei Gegentrends: „Entweder man plant eher exotische Reisen, zum Beispiel eine Rundreise durch Japan oder Kolumbien, oder man macht Ferien in der Schweiz.“ Sie liebt Kolumbien, Thailand und Irland.
Andrea Jansen von www.anyworkingmom.com und Mutter von drei Kindern (5, 3, 1) bevorzugt wärmere Gefilde („da muss ich nicht soviel packen“) und Länder mit einer guten medizinischen Versorgung. Sie empfiehlt Asien („dort sind Kinder überall willkommen“), ist derzeit mit ihrer Familie in Australien unterwegs (siehe Instagram: @anyworkingmom) und fährt diesen Sommer wieder auf Hawaii, wegen dem Aloha-Spirit und der Landschaft.
Nathalie Sassine führt das Online-Reisebüro für Familien www.webook.ch und ist Mutter von zwei Kindern (fast 14, 9): Diesen Februar hat sie Mauritius für sich entdeckt, ist ein grosser Afrika-Fan und plant für 2019 eine Reise durch Südafrika, Zimbabwe und Mocambique. Frankreich ist ihr zweites Zuhause: „Da muss ich jedes Jahr mal hin!“
Reisevorbereitung
- Frühzeitig planen: Damit spart man Geld und hat genügend Zeit für die Vorbereitungen (Ellen Gromann: „Über Holidaycheck das Hotel prüfen“)
- Die Bedürfnisse sämtlicher Familienmitglieder ausfindig machen, die Kinder in die Pläne miteinbeziehen (Ellen Gromann: „Jedes Familienmitglied darf ein Highlight wählen“)
- Highlights am Zielort ausfindig machen: Miniclub, altersgerechte Führungen, kindergerechte Stadtrundfahrten
Im Online-Familienreisebüro „Webook“ wird Nathalie Sassine mit allen möglichen Anfragen konfrontiert, von den klassischen Badeferien bis zu anspruchsvollen Rundreisen. „Dafür ist nicht jede Art von Reise oder jede Destination geeignet“, sagt sie. Eine Herausforderung könne auch die Suche nach familientauglichen Hotels für Familien mit drei oder mehr Kindern sein, die auch noch preislich interessant sind. Dafür hätten sie und ihr Team aber diverse Tipps und Tricks auf Lager.
Beim Kofferpacken
- Für Kleinkinder Ersatznuggis und –kuscheltiere nicht vergessen, warnt Andrea Jansen.
- Die Reisespezialistin Nathalie Sassine verfährt nach dem Grundsatz „weniger ist mehr“, denn vieles kann man vor Ort besorgen und Kleider zwischendurch mal waschen. Packwürfel bringen Ordnung in den Koffer (und sind auf ihrem Online-Shop www.reiseartikel-shop.ch erhältlich).
Vor Ort
- Bei Rundreisen mindestens zwei Nächte am selben Ort verbringen und auch sonst mit Kindern genügend Zeit einplanen.
- Bei Städtereisen Attraktionen einbauen (Musical, Freizeitpark)
- Andrea Jansen rät, den Kindern bei einer Städtetour Möglichkeiten zum „Dampfablassen“ zu bieten: Garten, Pool, Spielplatz
Na dann: Erholsame Ferien!
Welche ultimativen Tipps habt ihr für erholsame Ferien mit Kindern? Wann seid ihr erstmals mit Kind und Kegel auf Reisen? Wohin? Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?
Sarah Coppola-Weber ist gebürtige Ostschweizerin mit italienischem Pass. Sie lebt mit einem neapolitanischen Ehemann, zwei Töchtern (16 und 13) und einem Sohn (9) seit 17 Jahren in der Nähe von La Spezia. Für “Die Angelones” schreibt die ausgebildete Doula über Familien -, Gesundheits- und Ernährungsthemen sowie Themen, die Eltern den Alltag mit ihren Sprösslingen erleichtern und lässt dabei die LeserInnen am facettenreichen italienischen Alltag teilhaben, wo der Ausnahmezustand oft an der Tagesordnung und von „dolce far niente“ keine Spur ist!
Mehr über Sarah und ihre Familie erfahrt ihr in im spannenden Interview, das wir mit ihr führen durften!
Seid gespannt auf Sarahs nächsten Beitrag, wenn sie uns vom Jahr berichten wird, das noch so neu und frisch riecht, ganz so wie kalter Kaffee…!
Sarahs bisher erschienenen Beiträge könnt ihr hier nachlesen:
Aus dem Leben einer Doula:
- Sex gute Gründe für ein Schäferstündchen
- Die Geburt: Ein maschineller Prozess oder ein magischer Vorgang
- In Erwartung
- 10 gute Gründe, um eine Doula zu engagieren
- D wie Doula
Elterntipps:
- Pubertät ist, wenn die Welt Kopf steht
- Geteiltes Leid…
- Das Glück auf die Haut tätowiert
- Ferien auf Balkonien: Von wegen Langeweile
Dolce Vita:
- Italienische Supermärkte: Fast wie im Schlaraffenland
- Unschöne Überraschungen im Belpaese
- Kleine Geschenke erhalten die Kundschaft
- Kalter Kaffee und Schnee von gestern
- Von elterlichen Hausaufgaben
- Im Wunder – äh, Gardaland
- Auf sonntäglicher Shoppintour
- Strandleben mit Kids im blauen Paradies
- Familientrip nach Rom
- Schule aus: Dolce Vita für Italiens Sprösslinge
- Ob “Happy Hour” oder “Apericena” – Kinder unerwünscht!
- Tanti auguri: Kindergeburtstag all’italiana
- Besser als sein Ruf: Das italienische Gesundheitssystem
- Vom Schlangenstehen in der Schneckenpost
- Von wegen Januarloch – In Italien heisst es “Ausverkauf”!
- Festtage all’ italiana: Es geht nichts über Gaumenfreuden
- Alles eine Frage der Verantwortung
- Italien: Sport und andere Aktivitäten im Leben der bambini
- Nach drei Monaten Schulferien: Endlich heisst es Back to School in Italien
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