Letzten Montag, Ostermontag, haben wir uns kurzerhand entschlossen, einen Ausflug nach Einsiedeln zu machen. Einerseits wollte ich diesem Ort, den ich als Kind so oft besucht habe, schon lange einen Besuch mit der ganzen Familie abstatten, andererseits verspürte ich das Bedürfnis, die Ostertage noch etwas zu verlängern, bevor es anderntags wieder mit dem Alltag starten würde.
Das Benediktinerkloster Einsiedeln stammt aus dem Jahr 934. Mit der Marienwallfahrt, die im 13./14. Jahrhundert begann, wurde Einsiedeln zum überregionalen Wallfahrtsort und ist eine bedeutende Station auf dem Jakobsweg.
Übrigens: Das Benediktinerinnen-Kloster Fahr bei Zürich gehört zur Abtei Einsiedeln, und der Abt von Einsiedeln ist auch derjenige des Klosters Fahr. Sie bilden zusammen das weltweit einzige noch erhalten gebliebene Doppelkloster im Benediktinerorden.
Die Klosterkirche, in der sich die Mönche mehrmals täglich zum Gottesdienst versammeln, bildet das Zentrum der Klosteranlage und ist mit ihrem barocken Dekor und ihren drei Orgeln wunderschön und eindrücklich.
Betritt man die Kirche, erblickt man vor sich die Marienkapelle aus schwarzem Marmor und darin die Schwarze Madonna von Einsiedeln, die Anziehungspunkt für Pilger und Touristen ist.
Die schwarze Hautfarbe der Madonna stammt vom Russ der Kerzen und Lampen, die vor der Figur brannten. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts erhielt die Statue ein spanisches Gewand in Glockenform. Es wird noch heute entsprechend dem Kirchenjahr gewechselt.
Und so wie ich es als Kind mit meinen Eltern immer schon getan habe und es nun mit meiner Familie zu tun pflege, haben wir für uns alle eine Kerze angezündet, bevor wir die Klosterkirche in Richtung Stallungen wieder verlassen haben.
Der barocke Marstall des Klosters gilt als ältestes Gestüt Europas. Die Einsiedler Pferde werden in ganz Europa sehr geschätzt, in Italien heissen sie “Cavalli della Madonna”.
Die Klostergemeinschaft von Einsiedeln lebt nach der Regel des heiligen Benedikt: zölibatäres Leben, einfache Ernährung, feste Zeiten für Gebet, Schriftlesung, Arbeit und Schlaf. Der heilige Benedikt gründete das Mutterkloster Montecassino in Italien, das erste Benediktinerkloster, das übrigens zwischen Rom und Neapel so ziemlich genau in meiner zweiten Heimat liegt.
Vom Klosterhügel aus, wo sich die Statue des heiligen Benedikts befindet, hat man einen schönen Blick auf die Klosteranlage.
Von diesem Punkt sieht man auch die 4 Einsiedler Schanzen …
… sowie den Sihlsee!
Nebst Pferden leben im Klosterhof auch Schweine, Hühner und Ziegen!
Zurück auf dem Klosterplatz drängt sich das Trinken am Marienbrunnen regelrecht auf: die vierzehn Röhren entsprechen den vierzehn Nothelfern, dem Wasser aus der Quelle des heiligen Meinrad wird heilende Wirkung zugeschrieben.
Vom Klosterplatz aus liegt einem das Dorf Einsiedeln richtiggehend zu Füssen. Das Dorfbild ist geprägt von sehr schönen und auffälligen Gebäuden, wie zum Beispiel dem Haus Ilge. Und überall hat es ein Beizli, ein Bistro, ein Café, ein Restaurant oder ein Hotel – schliesslich weist Einsiedeln eine der höchsten Beizendichten der Schweiz auf! So hat man die Qual der Wahl, wo man sich einen feinen Zvieri gönnen will.
Zum Abschluss haben wir noch das Diorama Betlehem besucht. Hier sieht man die grösste Krippe der Welt in einem Halbrund aufgebaut. Sie besteht aus über 450 Figuren, 80 m² plastischer Landschaft und einem mehr als 30 m langen gemalten Hintergrund. Dabei handelt es sich um die naturgetreue Nachbildung der Gegend von Betlehem.
Und natürlich mussten wir unseren kleinen Altar zu Hause mit zwei kleinen schwarzen Madonnen ergänzen, die wir in einem der vielen Devotionalienläden in den halbkreisförmigen Arkaden beidseits des Klosterplatz gekauft haben.
Der Ausflug nach Einsiedeln hat sich mehr als gelohnt: Religion und Kultur, Architektur, Tiere, frische Luft, Geschichte und Bewegung – für jeden von uns hatte es mehr als nur etwas zum Staunen und Lernen!
Hier noch ein paar weitere Impressionen:
Übrigens: auf dem Nachhauseweg sind wir gleich noch am Kloster Menzingen und beim Kloster Kappel vorbei gefahren – schon fast im Sinne einer Klosterfahrt!
Kennt Ihr das Kloster Einsiedeln? Wart Ihr auch schon als Kind da? Und werdet Ihr auch mit Euren Kindern hingehen?
Nachfolgend ein weiterer Beitrag zu einer Auszeit in Einsielden:
8 Kommentare
Nicole
15. April 2012 at 12:06Als Couleurikerin kenne ich Einsiedeln natürlich von zahlreichen Studentenfesten. Und dazu gehört auch immer die Festmesse am Sonntag in der Klosterkirche. Die Kids sind bei diesen Ausflügen auch immer dabei. Und sowieso zünden wir in jeder Kirche jeweils zwei Kerzen an – eine für die Lieben im Himmel und eine für die Lieben hier auf Erden, also auch für uns selber.
Besonders schön in Einsiedeln finde ich übrigens den kleinen, herzigen Weihnachtsmarkt. Aber dafür ist jetzt ja grad‘ nicht Zeit…. 😉
Rita Angelone
15. April 2012 at 12:28@Nicole: Couleurikern? Was ist das genau?
Bionic Hobbit
15. April 2012 at 13:38Wir sind auch öfters in Einsiedeln, liegt ja grad um die Ecke vom Hirzel. Ja, bitte, Nicole, was ist eine Couleurikerin? Eine Nonne des heiligen Couleurik?
Rahel
15. April 2012 at 20:37Hallo Rita! Auch wir sind immer mal wieder in Einsiedeln anzutreffen! Gerade mit Kindern ist es doch so eindrücklich und schön! Das Programm sieht bei uns jeweils ähnlich aus 🙂
Rita Angelone
15. April 2012 at 20:51@Rahel: Schön, das zu hören! Einsiedeln ist wirklich ein Ausflug wert.
Nickita
15. April 2012 at 22:14Da war ich auch schon ein paar mal, es ist sehr schön dort.
Schöner auführlicher und intressanter Bericht
Nicole
28. April 2012 at 17:38Habe zufällig gerade gesehen, dass ich dir hier noch eine Antwort schulde, Rita! Also, ein Couleuriker / eine Couleurikerin ist eine Person, welche „Farben trägt“, also Mitglied einer Mittelschul- oder einer Hochschulverbindung ist. Ich bin Mitglied der „Akademischen Verbindung Notkeriana“ an der HSG. Das ist eine geschlechtsgemischte Verbindung, die im Dachverband des Schweizerischen Studentenvereins ist.
Hat übrigens auch einiges gemeinsam mit der Pfadi… 😉
Nicole
28. April 2012 at 17:42@bionic: Du hattest auch nachgefragt, sehe ich gerade. Und noch eine Ergänzung wegen Einsiedeln: Das ist eben einer der Orte, an denen alle paar Jahre die jährliche Generalversammlung des Schweizerischen Studentenvereins stattfinden. Darum bin ich öfters mal da. Gibt am Sonntag dann übrigens jeweils einen schönen Umzug aller Verbindungen. 🙂