Frauen in verschiedenen Lebensphasen unterstützen
Sarah (46), eine berufstätige Mutter von drei Kindern, kennt aus eigener Erfahrung die Herausforderung, täglich den Balanceakt zwischen Familie und Beruf zu bewältigen. Dank ihrer positiven und achtsamen Lebenseinstellung gelingt es ihr jedoch, sich dabei nicht zu verlieren. Als Doula und Organisatorin von Auszeiten für Frauen hat Sarah sich zum Ziel gesetzt, Frauen und Mütter in verschiedenen Lebensphasen zu begleiten und zu unterstützen.
Beruf als Berufung
Die in Steinach (SG) nahe dem Bodensee geborene Ostschweizerin wusste schon immer, was sie wollte, und handelte danach. «Schon als Teenager schlug mein Herz für Italien. Ich hatte früh den Wunsch, in unser südliches Nachbarland auszuwandern. Nach meinem Schulabschluss setzte ich diesen Wunsch direkt in die Realität um. Doch niemals hätte ich gedacht, dass ich ausgerechnet während meines ersten Aufenthalts im Belpaese meinen zukünftigen Ehemann kennenlernen würde. Inzwischen sind wir seit mehr als einem Vierteljahrhundert verheiratet und haben drei Kinder, die bald alle erwachsen sind. Wir leben in Arcola, einem malerischen Dörfchen in der Nähe von La Spezia – nur einen Katzensprung von den weltbekannten Cinque Terre entfernt. Hier bin ich als Doula tätig.»
Schon in ihrer Kindheit war Sarah von Geburten und Kindern fasziniert. Entsprechend oft verbrachte sie die Schulferien bei Familien mit Kleinkindern und war auch ein Jahr lang als Au-Pair in Lugano im Einsatz. „Als meine Jugendfreundin ihr Kind in der Schweiz zur Welt brachte, war ich bei der Geburt an ihrer Seite. Ich tat nicht viel mehr, als ihre Hand zu halten und mit ihr durch die Wehen zu atmen. Ich war einfach für sie da. Dennoch muss ihr meine Anwesenheit sehr viel bedeutet haben, denn als ihr Kind zur Welt kam, sagte meine Freundin zu mir: „Du solltest Doula werden.»
Im Dienst der Frauen
Das Wort „Doula“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Dienerin der Frau, der Familie“. Die Doula ist ein Beruf, der sowohl neu als auch alt ist. Früher brachten Frauen ihre Kinder im Kreise vieler vertrauter Frauen zur Welt – Tanten, Cousinen, Nachbarinnen, Freundinnen. Die Geburt war ein gemeinschaftliches Ereignis, bei dem alle ihren Beitrag leisteten, nicht nur durch emotionale Unterstützung, sondern auch durch praktische Hilfe wie die Betreuung älterer Geschwister, das Kochen für die Familie der Gebärenden oder die Hausarbeit. Im Gegensatz zur Hebamme, die sich um die medizinischen Aspekte der Geburt kümmert, liegt der Fokus der Doula auf dem Wohlergehen der werdenden Mutter und ihrer Familie.
Traumberuf Doula
„Vor ein paar Jahren habe ich meinen lang gehegten Berufswunsch verwirklicht und bin tatsächlich Doula geworden. In dieser Rolle begleite ich Mütter während der Schwangerschaft, Geburt und Wochenbettzeit. Mit meinem Wissen aus der Doula-Ausbildung und meinen eigenen Erfahrungen als Mutter von drei Kindern kann ich Frauen in dieser einzigartigen Lebensphase unterstützen und stärken. Als Doula bin ich besonders während des Geburtsprozesses an der Seite der Frau und der Familie und sorge dafür, dass sich die neugeborene Familie geborgen und unterstützt fühlt.“
Zum Beispiel verkürzt sich die Geburtsdauer im Durchschnitt um zwei Stunden, der Bedarf an schmerzlindernden Medikamenten verringert sich und die Stilldauer nimmt zu. Durch ihre Anwesenheit kann eine Doula Ängste und Stress reduzieren, was sich positiv auf die Bindung zwischen Mutter und Kind auswirkt und auch die Partnerschaft stärken kann.
Frauen in allen Lebenslagen stärken
Sarah ist genauso positiv, selbstbewusst und entschlossen in ihrem Engagement als Doula wie im sonstigen Leben. Ihr Hauptziel in diesem Beruf ist es, das Selbstvertrauen werdender Mütter zu stärken, indem sie ihnen ihr eigenes Potenzial aufzeigt.
«Ich bin für die Frauen auf dem Weg zum Muttersein eine „Freundin auf Zeit“, die immer zur Verfügung steht und erreichbar ist. Ich begleite sie auf ihrem Weg zu Müttern und mache dies auf wertschätzende und urteilsfreie Art und Weise. Frauen in einer ihrer wichtigsten Lebensphasen unter die Arme zu greifen, ist für mich mehr als ein Beruf. E ist eine Herzensangelegenheit, eine Berufung».
Nebst ihrer Tätigkeit als Doula ist Sarah auch als Erwachsenenbildnerin und freie Journalistin für verschiedene Schweizer Medien aktiv. Sie hat beruflich viel zu tun, oft parallel, aber immer mit Leidenschaft und Engagement. Dabei legt sie bewusst den Fokus auf die Stärkung von Frauen, was ihr besonders am Herzen liegt. Sarah geniesst die Begegnungen mit den Frauen und setzt sich gerne aktiv für ihr Wohlbefinden ein, sowohl mit Worten als auch Taten. Aus diesem Grund hat sie auch die Initiative Frauszeit ins Leben gerufen. Hier können Frauen unterschiedlichen Alters und in verschiedenen Lebenssituationen gemeinsam entspannen, Kraft tanken, sich austauschen und sich gegenseitig unterstützen, vor allem aber wieder zu sich selbst finden.
«Hand aufs Herz: Wie oft spielt man als Frau, als Mutter mit dem Gedanken, einfach einmal ein paar Tage zu verreisen? Zeit nur für sich selbst zu haben, ohne Kindergeschrei, ohne sich türmende Wäscheberge oder das Gefühl zu haben, sich ständig im Hamsterrad zu drehen? Ich ermutige Frauen, dies in einem vertrauten Rahmen zu tun. Hier können sie sich Zeit für sich selbst nehmen und ihre eigenen Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellen.“
Die nächste Frauszeit findet statt in der Zeit
von Sonntag, 29. September bis Freitag, 4. Oktober 2024.
Dieser Text ist erstmals als Herzgeschichte im Magazin active & live erschienen.
Weitere Herzgeschichten könnt ihr nachfolgend lesen:
1 Kommentar
Mesalunita
16. Juli 2024 at 13:41Die Idee dahinter finde ich gut, habe ich aber bei uns in Deutschland noch nicht gehört. Ich hatte das Glück, dass ich nette Hebammen hatte, die mich auch eine kleine Weile betreut haben. Aber ich könnte mir schon vorstellen, dass ganz viele Frauen sich so eine Doula an ihrer Seite wünschen würden.