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Dolce Vita: Von elterlichen Hausaufgaben

Wenn der Schulbetrieb in Italien wieder in vollem Gange steckt, können Eltern keineswegs aufatmen: Neben Beruf, Haushalt und Familie gilt es, sich in Sachen Schule stets à jour zu halten. Was sich bei kinderreichen Familien als komplexe Hausaufgabe entpuppt.

Das Hausaufgabenbuch

Wöchentlich muss ich bei meiner ältesten Tochter das „Reissbrett“ ihres „elektronischen Registers“ – eines persönlichen Internetprogramms, auf das man per Benutzername und Passwort Zugang hat – Absenzen, Noten und eben, die Newsletter checken. Bei kleineren Kindern ist es unabdingbar, praktisch täglich ihr „diario“, das Hausaufgabenbuch, auf wichtige Mitteilungen zu prüfen. So weit, so gut.

Doch wusstet ihr, dass man neben regulären Elternabenden zu Schuljahresbeginn, bis zu drei Konzerten vor Weihnachten und Schuljahresschluss und diversen weiteren „angenehmen“ Verpflichtungen auch zweimal jährlich bei sämtlichen Fachlehrern antraben muss? Ihr ahnt es: Es kommt einer organisatorischen Herausforderung gleich, denn meistens müssen Eltern tageweise frei nehmen, um an diesen Gesprächen, die logischerweise während Bürozeiten stattfinden, teilnehmen zu können!

Sprechstunden bei den Lehrpersonen

Die Fachlehrer bieten „Sprechstunden“ an und man meldet sich bei jedem einzelnen an. Ja, auch für die Fächer Kunst und Sport, es sei denn, man verzichtet darauf. Wer sämtliche Gespräche auf einen Streich erledigen will, kann zu Gesamtsprechstunden gehen. Was allerdings kaum empfohlen ist, wegen stundenlangem Schlangestehen (Ha! Da haben wir es wieder: Das Schlangestehen-Gen!). Der Trick: Mehrere Familienmitglieder mitnehmen, und sie als Platzhalter bei den einzelnen Fachlehrern anstehen lassen, so geht es schneller…

Ich bin diesen Gesamtsprechstunden bislang erfolgreich aus dem Weg gegangen und vereinbare jeweils schön fleissig meine Einzelsprechstunden. So konzentriert wie möglich, also mehrere Fachlehrer am selben Vormittag, wenn auch zu unterschiedlichen Zeiten. Akribisch studiere ich jeweils Zeiten und Daten und schneidere mir meinen persönlichen Sprechstunden-Fahrplan zurecht. Was eigentlich ganz gut funktioniert, letztes Mal war der Spuk innerhalb von zwei Wochen vorbei und ich schaffte es, mit den meisten Fachlehrern zu reden. In der Primarschule (und auch im Kindergarten) läuft dies noch ganz easy: Zweimal im Jahr wird man am Tag X zur Stunde Y in die Schule bestellt und hat dann mit etwas Glück mehrere Fachlehrerinnen vor sich sitzen. Natürlich haben alle Eltern den Termin zur selben Zeit, nach dem Motto „dä schneller isch dä gschwinder“. Es ist jedoch durchaus angenehm, dort anzustehen und während der Wartezeit mit anderen Eltern ein Schwätzchen zu halten, sieht man sich doch kaum während des Jahres.

Die Sprechstunden wären übrigens wieder eröffnet, doch ich warte bis zu den letzten beiden Wochen Anfang Januar, wenn der Ansturm geringer wird und die Lehrer mehr zu erzählen haben. Was sollen sie von unseren Schulkindern Anfang November schon mitbekommen haben, wo die Schule doch erst Mitte September begonnen hat? Sobald die letzte Sprechstunde vorbei ist, entkorke ich meine imaginäre Champagnerflasche und stosse an. Auf mich – und auf die erledigten Hausaufgaben. Doch Achtung: Wenige Wochen später beginnt der Spiessrutenlauf von Lehrer zu Lehrer erneut…!


Sarah Coppola-Weber ist gebürtige Ostschweizerin mit italienischem Pass. Sie lebt mit einem neapolitanischen Ehemann, zwei Töchtern (15 und 12) und einem Sohn (8) seit 17 Jahren in der Nähe von La Spezia. Für “Die Angelones” schreibt die ausgebildete Doula über Familien -, Gesundheits- und Ernährungsthemen sowie Themen, die Eltern den Alltag mit ihren Sprösslingen erleichtern und lässt dabei die LeserInnen am facettenreichen italienischen Alltag teilhaben, wo der Ausnahmezustand oft an der Tagesordnung und von „dolce far niente“ keine Spur ist!

Mehr über Sarah und ihre Familie erfährt ihr in im spannenden Interview, das wir mit ihr führen durften!

Seid gespannt auf Sarahs nächsten Beitrag, in welchem sie uns berichten wird, inwiefern sie das Sprichwort „geteiltes Leid ist halbes Leid“ am eigenen Leib erfahren hat…

Sarahs bisher erschienenen Beiträge könnt ihr hier nachlesen:

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