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Dolce Vita: Im Wunder – äh, Gardaland!

Auf der Suche nach dem ultimativen Nervenkick!

Sie heissen Mirabilandia, Leolandia, Fiabilandia, Edenlandia oder Gardaland: Italiens Freizeitparks, für Ruheliebende stets eine Spur zu weitläufig, zu laut, zu bunt, zu schrill. Nicht für die „bambini“ – diese lechzen regelrecht nach Nervenkitzeln, Adrenalinspritzen und Unterhaltung. Diesen Sommer haben wir – endlich, nachdem wir es den Sprösslingen bereits letztes Jahr versprochen hatten – dem Gardaland einen Besuch abgestattet.

Die Kleinen vergnügen sich auf Babybahnen

Mit der ganzen Familie im Gardaland

Bequem einquartiert in einem Bungalow auf einem Campingplatz in fünf Minuten Autodistanz, wo wir am Abend zuvor das kreischende Publikum auf den höllisch schnellen Bahnen hörten, standen wir morgens kurz nach neun auf dem Eingangsplatz vor den noch geschlossenen Toren des Parks. Punkt zehn ging das Spektakel los, mit tanzenden Maskottchen und dem sich langsam öffnenden Metalltor. Kaum ist der Startschuss gefallen, ging auch die Rennerei los: Schnell! Ab zum Bähnchen, das rund um den Park fährt! Eine Tafel zeigte die noch freien Plätze an. Geschafft!!! Nachdem wir uns einen ersten Eindruck machen konnten, ging es zuerst mit den kleineren Kindern zum Prezzemolo-Bereich, wo die harmlosen Babybahnen auch mir als Angsthase Spass bereiteten.

Nervenkitzel pur

Meine beiden halbwüchsigen Töchter konnten indes kaum genug von den Nervenkitzeln bekommen: Bahnen, die einen komplett durchschütteln und in halsbrecherischer Geschwindigkeit kopfüber Kurven drehen oder jene, die einen steil hinauffahren und am höchsten Punkt innehalten, um dann in Höchstgeschwindigkeit in Richtung Erdboden zu brettern – es gibt nichts, was es nicht gibt. Für wenige Sekunden Adrenalin nimmt man in Kauf, bis zu einer Stunde Schlange zu stehen. Ja, denn es gibt an jeder Bahn Infotafeln, auf denen die Wartezeit zu entnehmen ist. Und auch wenn wir absichtlich einen Montag Ende August gewählt haben, mussten wir bis zu 45 Minuten anstehen.

Die Sache mit den VIP-Tickets

„Wir“ allerdings nicht – denn während meine Girls in der Schlange standen und dem bevorstehenden Abenteuer entgegenfieberten, suchte ich mir ein lauschiges Plätzchen, um in Ruhe ein paar Seiten zu lesen. Wer die Schlange überspringen will, muss ein Extraticket erwerben: Fünf Euro und dem Anstehen wird ein Schnippchen geschlagen. Oder aber man deckt sich bereits am Eingang mit Armbändeli ein, die einen für die Überholspur berechtigen. Mit einem Aufpreis von rund 20 Euro (neben dem saftigen Preis für das Eintrittsticket) kann man sich diese ergattern. Da stellt sich die Frage, ob sich eine Grossfamilie einen Tag im Freizeitpark überhaupt leisten kann – uns kostete der Tag vermutlich gleichviel wie die Wochenmiete einer Ferienwohnung. Oder zwei Monatseinkäufe im Supermarkt.

Wenn der Rubel rollt

A propos Essen: Gut organisiert packte ich meine Kühlbox mit Reissalat, Getränken und Snacks mit ins Auto, in der Annahme, meine Familie während des Tages zu verpflegen. Doch unmöglich, eine Kühlbox in den Freizeitpark zu schleppen: Erstens, weil einen das Ding in der Bewegungsfreiheit stark einschränkt und zweitens – wenn schon, denn schon, dann essen wir halt gleich dort! Ganz nach dem Motto: Die sechzig Euro machen den Braten schliesslich auch nicht mehr feiss. Es war mir allemal wert, dass wir uns an Ort und Stelle verpflegten, als schweissüberströmt und muskelkaterig durch den Park zu schlurfen! Verpflegungsangebote gab es zuhauf, denn der Park ist in verschiedene Themenbereiche wie Pirateninsel, Orient- oder Country-Zone unterteilt. Und so kehrten wir müde, aber um eine Erfahrung reicher, nach Hause zurück. Nicht, ohne mit den letzten Euros noch ein Erinnerungsstück im Souvenirlädeli ergattert zu haben…


Sarah Coppola-Weber ist gebürtige Ostschweizerin mit italienischem Pass. Sie lebt mit einem neapolitanischen Ehemann, zwei Töchtern (15 und 12) und einem Sohn (8) seit 17 Jahren in der Nähe von La Spezia. Für “Die Angelones” schreibt die ausgebildete Doula über Familien -, Gesundheits- und Ernährungsthemen sowie Themen, die Eltern den Alltag mit ihren Sprösslingen erleichtern und lässt dabei die LeserInnen am facettenreichen italienischen Alltag teilhaben, wo der Ausnahmezustand oft an der Tagesordnung und von „dolce far niente“ keine Spur ist!

Mehr über Sarah und ihre Familie erfährt ihr in im spannenden Interview, das wir mit ihr führen durften!

Seid gespannt auf Sarahs nächsten Beitrag, in welchem sie uns berichten wird, wie das so ist mit dieser elterlichen (Schul-)Pflicht in Italien, zweimal jährlich mit sämtlichen Fachlehrern einen Gesprächstermin zu vereinbaren.

Sarahs bisher erschienenen Beiträge könnt ihr hier nachlesen:

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1 Kommentar

  • Andrea
    15. Oktober 2017 at 07:43

    Puhh, dass wäre mir zu stressig gewesen.
    Gut, meine Buben sind erst 5&9. Das macht vielleicht auch wss aus.
    Wir waren im Skylinepark in Bayern. Das war dann für mich, welche nicht wirklich gerne Bahnen fährt, fast langweillig.
    Alle 30 min. wechselten sich die Bahnen mit öffnen ab. Und die Stände mit Verpflegung hatten praktisch alle zu.

    Das einzig schöne für mich war, dass man manchmal das Gefühl hatte, dass man im Wald steht… soviele Bäume und Sträucher hatte es auf all den Wegen zur nächsten „Attraktion“.

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