Familienleben Kolumne

Die Schuld am Klimawandel oder: Jeder ein Aktivist

Ein kleines Naturwunder: Der wunderschöne, blaue Enzian!

Eltern haben die Welt kaputt gemacht?

Egal, was man als Eltern tut – man ist an allem schuld. Auch an der Klimaerwärmung. So werden Eltern derzeit von Jugendlichen bezichtigt, die Welt kaputt gemacht zu haben, und vorwurfsvoll gefragt, warum sie nichts fürs Klima getan hätten, als es noch nicht zu spät war.

Eltern waren einst auch Aktivisten

Tja, unsere Jugend kann es ja nicht wissen, und vielleicht trauen sie es uns Eltern auch nicht zu, doch auch wir waren in jungen Jahren Aktivisten. So wie alle Jugendlichen in der Sturm-und-Drang-Phase. Früher mögen zwar eher Friedens- und Freiheitsthemen aktuell gewesen sein statt Klimafragen, aber auch wir wollten die Welt zu einem besseren Ort machen. Und auch wir beschuldigten unsererseits unsere Eltern, Fehler gemacht zu haben.

Jute statt Plastik als Credo

Jedenfalls war ich auch schon Anhängerin von WWF und Greenpeace und setzte mich für den Regenwald ein sowie für die Beendigung von Robbenjagd und Walfang. Ich boykottierte Deosprays mit FCKW, um das Wachsen des Ozonlochs zu verhindern. Ich fuhr im Nachtzug durch Europa und befürwortete noch mehr autofreie Sonntage in der Schweiz. Fliegen war für mich nur schon des Geldes wegen ein No-go. Meine Clean-up-Days fanden zwar nicht an einem Strand statt dafür auf der Alp oder im Wald. No Plastic lebte ich mit einer riesigen Jute-Umhängetasche und mein Zero-Waste-Laden war das Umweltlädeli in Glarus, dank welchem ich früh um die Bedeutung unverpackter und nachhaltiger Produkte erfuhr.

Gegenseitiger Respekt bringt uns alle weiter

Es ist also nicht so, dass Eltern untätig waren oder dass es ihnen egal war, was mit der Welt passiert. Schliesslich ist sie immer noch auch ein bisschen ihre. Wäre es also nicht nur sinnvoller, sondern auch weniger anstrengend, wenn Eltern und Jugendliche auf Augenhöhe zusammen kämpften? Eltern lassen sich gerne vom jugendlichen Enthusiasmus anstecken und unterstützen bereitwillig bei der Umsetzung von Lösungsansätzen. Es würde Eltern aber auch freuen und ehren, wenn ihnen seitens der Jugendlichen Engagement und Weitsicht attestiert und ihr bisheriges Tun respektiert würde.

immer mittwochs im Tagblatt der Stadt Zürich

Wofür habt ihr euch in eurer Jugend eingesetzt?

Weitere spannende Beiträge zum Thema „Nachhaltige Familienferien“:

Weitere interessante Beiträge zum Thema „Nachhaltiges Familienleben“:

Dies koennte dir ebenfalls gefallen

2 Kommentare

  • KARL ROTHFUSS
    12. September 2019 at 08:12

    liebe Rita,
    vor einigen wochen haben wir auf entfernung duzis gemacht.
    deine heutige kolumne im tagblatt und hier entspricht ganz meinem empfinden. ich bin inzwischen grossvater von 2 enkeln (Lynn=fast 10 und ihr bruder Levi fast 4). mit ihnen diskutiere ich noch nicht über umweltfragen. ich erinnerte mich beim lesen deines beitrags, dass ich seinerzeit mit meinem vater grossen streit hatte, weil ich ihm und seiner generation den vorwurf machte, sie hätten rechtzeitig merken sollen, was Adolf Hitler für einer ist und was seine ziele sind. wir haben uns dann schon wieder beruhigt damals.

  • Rita Angelone
    14. September 2019 at 11:53

    Lieber Karl, es freut mich immer sehr, wenn du mir zu meinen Texten eine Rückmeldung gibst! Ja, das ist doch so – jede Generation macht der vorangehenden Vorwürfe. Nicht nur in Sachen Umwelt, sondern auch in Sachen Freiheit und Frieden. Spannend ist auch, dass aber jede Generation auch findet, vorher war alles besser und die Jungen würden alles falsch machen. Eigentlich beschuldigen sich Alt und Jung die ganze Zeit gegenseitig, oder? Zum Glück ist es so, wie du selber beschreibst, dass man sich oft wieder findet. Ich wünsche dir schöne Momente mit deinen Enkelkindern und grüsse dich herzlich! Rita

Hinterlasse eine Nachricht

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.