
In einer multikulturellen Grossfamilie politisch alles korrekt zu machen, ist schwer. Vor allem dieser Tage. Es hat viel gebraucht, den Buben begreiflich zu machen, dass hierzulande Weihnachten nur einmal gefeiert wird, während es in unserer zweiten Heimat locker viermal sein können. Anfang Dezember findet mit San Nicola nicht nur der Auftakt zur Bescherung statt, sondern auch zur alljährlichen Diskussion mit meiner Mutter.
«Nein, Mutter, ich will den Chlaus ganz nach Schweizer Manier feiern – keine Geschenke, nur ein Säckli. Und Santa Lucia lassen wir bitte grad aus. Die gibts hier nicht.» – «Aber, wer soll dann die Buben beschenken, wenn nicht Babbo Natale?» – «Aber der hat doch nichts mit dem Chlaus zu tun! Der kommt erst am Weihnachtstag. Und auch nur in Italien. Hier kommt das Christkind. Und zwar schon am Heiligabend. Mit unseren Buben wollen wir das halt so machen. Basta. Das einzige Eingeständnis an die italienische Kultur mache ich in Sachen Krippe!»
So hielt eine echte neapolitanische Krippe Einzug in unser Heim und war Abend für Abend Schauplatz der Bettgeschichte für die Buben. Im Nu kannte der Grosse alle Protagonisten und Einzelheiten der Weihnachtsgeschichte und war derart vom Gesù Bambino angetan, dass er dieses überall suchte, weil er es in natura sehen wollte. Welche Erleichterung, als an Heiligabend die Geschichte als auch die leidige Sucherei ein Ende gefunden haben.
Nun holen mich aber die Drei Könige ein. Wie soll ich den Buben weismachen, dass diese – obwohl Weihnachten und Bescherung längst vorbei sind – hier in der Schweiz wieder auf dem Parkett stehen?
«Ganz einfach», meint meine Mutter: «Lassen wir die doch aus! Die bringen ausser etwas Kuchen und einer wertlosen Papierkrone eh keine Geschenke. Feiern wir dafür so richtig italienisch La Befana. So lernen die Buben auch die gute, weisse Hexe kennen und kommen doch noch auf viermal Weihnachten!
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