Familienleben

Der Bumerang

"Wenn jetzt nicht endlich Schluss ist, dann lasse ich es raus!" - Bild: Angels Book

Die „Paradoxe Intervention“ ist ein probates Mittel in der Erziehung. Diese Methode ermuntert das Kind, ein unerwünschtes Verhalten nicht zu unterlassen, sondern geradezu bewusst zu tätigen. Was „paradox“ tönt, zeigt (meist) Wirkung.

So zum Beispiel, wenn der erzürnte Grosse kaltschneuzig droht, zu den Nonni zu ziehen, ihn der Mut aber blitzartig verlässt, wenn wir ihm sein Köfferchen hinhalten. Oder wenn der erboste Kleine sofort wieder zur Besinnung kommt, wenn er einen Hammer hingestreckt bekommt, damit er die begonnene Demolierung seiner Autos beenden kann.

Einzig bei Tobsuchtsanfällen funktionert diese Methode nicht: je mehr wir die Buben in ihr Zimmer komplementieren mit der Einladung, sich dort ungestört ihren Schrei- und Zerstörungsgelüsten hinzugeben, umso mehr schreien und toben sie dann auch.

So glaubten wir die Zeit reif für den Einsatz eines Buches. Bücher können bekanntlich Vorbilder liefern und Kindern aufzeigen, wie sie die Welt verstehen können. Wir beschlossen also, das schon lange bereit gehaltene As im Ärmel zu zücken: die Geschichte eines tobsüchtigen Buben, dem während eines Anfalls die ganze Wut und der ganze Zorn in Form eines schrecklichen Monsters aus dem Mund hinaus tritt.

Nicht zuletzt dank meiner in diesem Fall wohl etwas übertriebenen Märchenerzählkunst ging der Schuss aber mächtig nach hinten los: die Buben waren schockiert, hielten sich nur noch die Hände vor den Mund und wollten nicht mehr reden. Kein geduldiges Zureden konnte sie mehr beruhigen, an Einschlafen war nicht mehr zu denken.

Erst unsere – notgedrungenermassen – beschwichtigenden, aber aufgrund innerlich langsam aufsteigender Wut lautstarken Interventionen, sie sollten dieses blöde Monster vergessen und endlich schlafen, brachten sie zu Vernunft.

Wenn wohl auch nur deswegen, weil sie das austretende Monster auch in uns erkannt haben. Und nicht ohne, dass sie uns mit Handzeichen peinlichst darauf aufmerksam gemacht hätten…

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1 Kommentar

  • Rohner Jürg
    22. September 2010 at 10:02

    Liebe Rita
    Ich finde Deine Kolumne mega sympathisch, wir haben 2 Mädchen (3 und 1) und haben durch Deine Kolumne erkannt dass es nie ruhiger wird, im Gegenteil.
    Herzlichen Dank für Deine Arbeit. Liebe Grüsse Familie Rohner

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