Was macht die Schweiz aus?
Heimat hat mit Patriotismus, Muttersprache und Zugehörigkeit zu tun. Über die vergangenen Festtage, die wir wie schon oft zwischen zwei Nationen verbracht haben, teils in Italien, teils in der Schweiz, wollte ich meiner Familie ein wenig auf den Zahn fühlen und wissen, was für sie die Schweiz ausmacht. Und habe dabei mehr erfahren als Rivella Rot, Badi und Boot im Sommer und Thermalbad im Winter.
Die Schweiz – mehr als nur Kühe und Schnee
Die erste Frage lautete „Was ist die Schweiz für Dich?“ – Nina (bald 18) verstärkt die vorherrschenden Klischees: Für sie ist die Schweiz Schnee, Kühe, Süssmost, Franken und Kälte. Linda (14 ½) gefällt vor allem die Natur, das Landschaftsbild und das Essen. Das Grün, der See, die Ziegen, Rivella, Schoggi, Käse und – hört, hört – Geld und die schönen Busse, gab sie zu Protokoll. Elia (bald 11) denkt bei der Schweiz an seinen Geburtsort und die Grosseltern.
Die zweite Frage „Was gefällt Dir an der Schweiz?“ beantwortete er mit „die Brunnen, Rivella, Raclette und das Ristorante Gemelli“. In jenem Lokal mit italienischen Spezialitäten und echter Holzofenpizza sind wir oft mit dem Nonno zu Gast – und das hat sein Bild von der Schweiz wohl positiv geprägt. Linda gefallen die Häuser und die schweizerische Organisation. Letztere gefällt auch Nina – zusammen mit der Innovation und den öffentlichen Dienstleistungen im Allgemeinen.
Wieviel Schweiz im Herzen?
Bei Frage drei „Was gefällt dir nicht an der Schweiz?“ folgte die Stunde der Wahrheit: Bemängelt wurden von Nina die starre Mentalität und die hohen Lebenskosten. Linda hat oft Mühe mit den Leuten, Elia mit der von Schweizern umgesetzten italienischen Küche. Die letzte Frage traf den Pfeil ins Schwarze: „Wieviel fühlst du dich als Schweizer/-in und worin drückt sich das aus?“. Nina fühlt sich zu 40 Prozent als Schweizerin, vor allem, was ihre Alltagsorganisation und ihr Aussehen, blond und mit blauen Augen, betrifft. Linda ist perfekt „fifty/fifty“, vor allem dann, wenn sie in der Schule grad Deutsch hat. Elia ist nach seinem Gefühl Schweizer zu 45 Prozent, weil er „in Svizzera“ geboren ist. Er fühlt sich dann als Schweizer, wenn er mit Mamis Verwandten zusammen ist und wenn er auf den Skiern steht.
Etwas mehr Flexibilität für die Schweiz
Auch mein Mann wollte Red und Antwort stehen: Für ihn ist die Schweiz ganz einfach die Heimat seiner Frau, wie er augenzwinkernd antwortet, bedeutet für ihn aber auch andere Mentalitäten, Geld und Infrastrukturen. Er schätzt an der Schweiz den Respekt, der gegenüber den Mitmenschen vorherrscht sowie das Einhalten der Regeln. Neben den tollen Infrastrukturen gefallen ihm die Natur und der Sinn für Verantwortung, welche die Schweizer an den Tag legen. In Italien ist es ja bekanntlich gleich umgekehrt: Hauptsache, man schiebt die Verantwortung dem anderen in die Schuhe. Ihm missfallen das Klima und der Kaffee. Er fühlt sich – trotz helvetischem Pass dank Schweizer Frau – zu 30 Prozent als Schweizer, denn er liebt Regeln und Organisation. Wenn er einen Zauberstab hätte, würde er allerdings etwas mehr Flexibilität in den Schweizer Alltag bringen. So fragten wir bei unserer kürzlichen Shoppingtour in einem Coop City Geschäft nach der Möglichkeit, die Anzahl Punkte auf unserer Supercard ausfindig zu machen. Die Verkäuferin verneinte erst, überlegte dann aber einen Moment und scannte kurzerhand ein Produkt ein, um so die Punktezahl zu sehen. Das ein Paradebeispiel dafür, dass man manchmal aus dem Schema springen und etwas Einfallsreichtum walten lassen muss, um ans Ziel zu gelangen.
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