Familienleben Gastbeiträge

Dauerthema in der Familie: Nein, nein, nein…. und nochmals nein!

Wir sagen viel zu oft Nein!

Habt ihr euch einmal darauf geachtet, wie oft ihr im (Familien-)Alltag „Nein“ sagt? Geht es euch leicht über die Lippen? Oder gehört ihr zu denjenigen, welche es kaum aussprechen können? Meine Bloggerkollegin Barbara, die auf www.redeweise.ch bloggt, zeigt euch im Rahmen der Bühne frei–Serie gute Alternativen auf, wie ihr (und wir natürlich auch!) im Alltag mit weniger Neins auskommen können. Unbedingt ausprobieren!

Selbst ein Nein kann man positiv ausdrücken

„Eine Erziehung ganz ohne Neins halte ich weder für sinnvoll noch erstrebenswert. Dennoch glaube ich, dass wir Eltern in der Erziehung unserer Kinder viel mehr Neins verwenden, als eigentlich nötig wären. Denn auch hier gilt, wie Paracelsus einst sagte: Die Dosis macht das Gift. Wir sollten nur dann Nein sagen, wenn es absolut notwendig ist – dann jedoch in aller Deutlichkeit und Klarheit! Somit bleibt die Wirkung erhalten und unerwünschte Nebenwirkungen (z.B. das Kind überhört die Neins) können vermieden werden.

Weniger ist mehr

Zu Beginn ein paar Ideen, wie Neins im Erziehungsalltag vermieden werden können.

  • Ablenken: Vor allem sehr kleine Kinder lassen sich durch geschickte Ablenkungsmanöver schnell auf andere Gedanken bringen, ohne dass ich ein Nein aussprechen muss.
  • Umgebung anpassen: Es ist oftmals viel einfacher und wirkungsvoller, wenn ich die Umwelt verändere, anstatt die Kinder mit Verboten und Neins zu überhäufen. Wenn ich Steckdosen kindersicher mache, Treppen mit einem Absperrgitter versehe und die teure Porzellanvase ausser Reichweite der Kinder deponiere, kann ich mir einige Neins ersparen.
  • Alternative anbieten: Dem Fehlverhalten von Kindern liegt meistens ein Bedürfnis zugrunde. Wird dieses erkannt, kann dem Kind eine Alternative angeboten werden. Wenn mein Kind also auf dem Sofa herum hüpft, könnte ich ihm eine Matratze oder ein Trampolin anbieten. Wenn mein Kind das frisch bepflanzte Blumenbeet bearbeitet, könnte ich ihm einen Bereich des Gartens zusprechen, welches es nach Herzenslust umgraben darf.
  • Mitbestimmen lassen: Kinder haben ein starkes Bedürfnis nach Selbstbestimmung. Je nach Alter der Kinder können sie jedoch noch nicht die ganze Verantwortung ihrer Entscheidungen tragen. Daher ist es sinnvoll, wenn wir Eltern bereits eine Vorauswahl treffen, aus welcher dann das Kind selbst bestimmen kann.
  • Voraus planen: Kinder möchten gerne wissen, was sie erwartet und welche Programmpunkte noch anstehen. Es gibt ihnen Sicherheit, wenn ich rechtzeitig sage, was wir vorhaben, was erlaubt und was verboten ist. Zudem gebe ich ihnen dadurch die Möglichkeit, sich selbst Gedanken darüber zu machen, ob sie vielleicht noch etwas benötigen oder mitnehmen möchten.
  • Lockerheit: Manchmal macht es auch Sinn, wenn wir eine Fünf gerade sein lassen und uns überlegen, ob dieses Nein tatsächlich so wichtig ist. Was ist so schlimm daran, wenn mein Kind auf dem Nachhauseweg von Wasserpfütze zu Wasserpfütze springt und dabei ganz nass wird? Warum soll mein Kind nicht im Prinzessinnen- oder Piratenkostüm in den Zoo mitkommen?

Den Fokus ändern

Ab und zu sprechen Eltern ein Nein aus, obwohl sie eigentlich ein Ja meinen. Dies führt unnötigerweise zu Stress und Unmut im Familienalltag und lässt sich durch genaueres Hinschauen leicht verändern. Ein Beispiel dazu: Es ist kurz nach dem Mittagessen und du bist gerade den Abwasch am erledigen. Dein 4-Jähriges kommt zu dir und fragt, ob es Velo fahren gehen dürfe. Deine Antwort könnte lauten: „Nein, das geht jetzt nicht, ich muss die Küche noch fertig aufräumen.“ Oder du könntest antworten: „Ja, sobald ich in der Küche fertig bin, gehen wir Velo fahren.“ Mit beiden Antwort-Varianten vermittelst du deinem Kind die gleichen Fakten – dennoch werden sie eine sehr unterschiedliche Wirkung auf dein Kind haben. Es macht also durchaus Sinn, auch mal den Fokus zu ändern und zu überlegen, welche Neins du als Ja formulieren kannst. Das Gleiche gilt übrigens auch bei Sätzen mit „nicht“. Da unser Unterbewusstsein das Wort „nicht“ nicht kennt, ist es ganz wichtig, dass wir solche negativen Formulierungen vermeiden. Anstatt „Renn’ nicht auf die Strasse!“ sagen wir besser „Bleib’ hier bei mir!“

Der Ton macht die Musik

Unvermeidbare Neins können und sollen so ausgesprochen werden, dass sie auf eine liebevolle Art den Standpunkt markieren: bis hierhin und nicht weiter!

  • Kontakt aufnehmen: Kinder reagieren und achten besser auf unsere Worte, wenn wir uns auf Augenhöhe begeben und sie zum Beispiel am Arm oder an der Schulter leicht berühren. Es ist also wichtig, dass wir zu ihnen hingehen, uns eventuell zu ihnen hinunter Knien und ihnen in die Augen schauen, wenn wir unser Nein aussprechen.
  • Ruhe und Klarheit: Am effektivsten sind Neins, wenn sie ruhig und dennoch bestimmt ausgesprochen werden. Wenn ich mir meines Neins sicher bin, weil ich der festen Überzeugung bin, dass dieses Nein richtig und wichtig ist, so zeigt es sich automatisch in einer festen Stimme und einer klaren (inneren und äusseren) Haltung.
  • Auf Handlung beziehen: Es ist wichtig, dass ein Nein bewusst zu einer Handlung ausgesprochen wird – und nicht als ein Nein zur Person. Vor allem Kleinkinder können diesen Unterschied nur schwer nachvollziehen und empfinden solche Neins als grundsätzliche Ablehnung ihrer Person.
  • Begründen: Kinder reagieren oft weniger heftig, wenn wir ihnen unser Nein begründen. Am besten dafür geeignet sind Gründe wie Geld, Zeit oder Energie. „Ich möchte dir dieses Spielzeug nicht kaufen, weil ich das Geld für unser Essen ausgeben will“ oder „Ich habe keine Zeit, um mit dir dieses Spiel zu machen, weil ich das Abendessen vorbereiten muss“ oder „Ich mag nicht mehr Fussball spielen, ich hatte heute einen schrecklich anstrengenden Tag.“

Gefühle dürfen sein

Ganz unabhängig davon, wie nötig und sinnvoll ein Nein ist, es löst beim Gegenüber immer auch Wut, Ärger, Frust oder Enttäuschung aus. Die Erwachsenen haben es (meistens) schon gelernt mit diesen heftigen Gefühlen umzugehen. Kinder hingegen werden manchmal richtiggehend überrollt von dieser Gefühlswelle und brauchen uns, um damit klar zu kommen. Hier ist es wichtig, dass ich die Gefühle meines Kindes ernst nehme, sie nicht herunter spiele und mich nicht darüber lustig mache. Wir Eltern können mit unseren Kindern zusammen den Gefühlswortschatz erweitern und ihnen aufzeigen, dass es nicht gute und schlechte Gefühle gibt, sondern angenehme und unangenehme. Wenn sie erkennen, dass alle Gefühle in Ordnung sind und dass auch die heftigsten nicht von Dauer sind, erleben sie diese immer weniger als Bedrohung, sondern als natürlichen Teil des Lebens.


Mein Name ist Barbara Forster-Zanettin. Ich bin verheiratet und Mutter einer Tochter (2009) und eines Sohnes (2011). Als ausgebildete Primarlehrerin unterrichtete ich während zehn Jahren auf der Mittelstufe und war dabei ebenfalls als Stufenleiterin tätig. Ich merkte bald, dass sich eine klare und wertschätzende Redeweise nicht nur im Kontakt mit den Schülerinnen und Schülern positiv auswirkt, sondern auch innerhalb des Teams und an Elterngesprächen sehr wichtig ist. Darum besuchte ich Weiterbildungen zum Thema Kommunikation und Gesprächsführung. Seither unterstütze ich Eltern dabei, eine vertrauensvolle Beziehung zu ihren Kindern aufzubauen und dadurch eine Familienatmosphäre zu schaffen, welche für sie und ihre Kinder fruchtbar und bereichernd ist.

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