In Sachen Schule hat es uns nie pressiert. Schon als der Grosse hätte in den Kindergarten eintreten müssen, waren wir happy, dass er 15 Tage «zu spät» Geburtstag hatte und deshalb erst ein Jahr später eingeschult wurde.
Viele bedauerten uns, dass wir dieses unglaublich wichtige Etappenziel vertagen mussten. Kopfschüttelnd wurde uns erklärt, dass wir den Zeitpunkt für die Einschulung hätten vorwegnehmen können, wenn wir rechtzeitig an der richtigen Stelle interveniert hätten. Was niemand verstand: Für uns war das gut so. Es bedeutete ein weiteres Jahr selbstbestimmtes Familienleben, ein weiteres Jahr Kindheit für den Grossen.
Nach den Sommerferien kommt unser Grosser nun in die 5. Klasse, und schon wird über das nächste unglaublich wichtige Etappenziel diskutiert. Er wird noch zwei Jahre in der Mittelstufe sein, aber bereits ist das Thema Oberstufe, sprich Gymi, lanciert! Schliesslich müsse man die Kinder heutzutage bereits in der vierten Klasse für die schier unbezahlbaren Gymi-Vorbereitungskurse voranmelden, denn sonst fänden sie keinen Platz mehr. Ob man da noch etwas tun könne, wenn man dies verpasst habe? Was, wenn andere Kinder mit ihrem gekauften Eintritt ins Gymi dem eigenen Kind, das keine Chance hatte, sich genauso gut darauf vorzubereiten, den Platz im Gymi wegnehmen würden?
Bei mir gabs damals weder Frühkindergarten noch Gymi-Vorbereitungskurse. Die einzige «Förderung», die ich damals bekam, waren – nebst meinem eigenen Hirni – zusätzliche Ufzgi, die mir mein Lehrer nur kurz vor den Aufnahmeprüfungen an die Kanti gab. Es war auch so früh genug, und gereicht hat es allemal. Immer früher und immer mehr machts nicht besser. Das Leben unserer Kinder nimmt seinen Lauf; Gott hat seine eigenen Pläne, egal, wie früh wir intervenieren und pushen.
Wie denkt ihr darüber? Was hält ihr davon, dass Kinder möglichst früh eingeschult werden? Dass sie möglichst früh Gymi-Vorbereitungskurse besuchen?
2 Kommentare
Nadja W.
5. Juli 2017 at 08:38Ich finde es völlig absurd das ganze Frühförderdings…. Tristan ist auch mit 5 in den Kiga gekommen und war der älteste. Mein KIA fragte mich ob ich ihn nicht schon früher einschulen wolle weil er ja auch den Stichtag nur knapp verpasst habe. Klar wäre er bereit gewesen und klar hätte er sich gefreut und klar haben wir als Eltern und darüber gedanken gemacht ABER ich hab versucht vorauszudenken und musste feststellen das er dann 1 Jahr früher sich gedanken machen müsste was er für eine Lehre machen möchte…. Früher hat man frühestens ende 2. Oberstufe angefangen nach einer Lehrstelle zu suchen und heute fängt das ganze ja schon ende 1. Oberstufe an.
Ins Gymi kann man immer noch nach der 2. Oberstufe oder man macht seine Lehre gleich mit der BMS. Man ist heute nicht wirklich schlechter dran ohne Gymi. Wir haben zum Glück ganz viel andere möglichkeiten um schlussendlich eine gute Ausbildung zu haben.
Mein Bruder war ein Realschüler mit Notenschnitt 4. Hat eine Maurerlehre gemacht (ohne BMS das gab es dazumale noch nicht für diesen Beruf) und heute ist er dank diversen Weiterbildungen Bauführer und stv. Geschäftsführer. Er ist immer mein bestes Beispiel das auch ohne Gymi was schlaues aus einem werden kann 😉
Müller
5. Juli 2017 at 17:02Als Kindergärtnerin mit einer übervollen Klasse und kleinem Raum frage ich mich auch oft: wem nützt die ganze frühe Einschulung ? Das junge Kind kann und soll auch noch nicht so lange unterrichtet werden wie das aufgeweckte 6jährige Kind, das schon lesen kann. Diese riesige Diskrepanz tut niemanden wirklich gut. Zuviel Überforderung verleidet rasch und gibt noch mehr Unruhe. Anderseits zuwenig Zeit und Ruhe haben für die Grossen unterfordert diese und verleidet auch.
Immer noch sind wir Kindergärtnerinnen alleine am Unterrichten und dies in Räumen ,welche keine grosse Möglichkeiten bieten für die unterschiedlichen Bedürfnissen.
Kein Wunder sind noch soviele Kindergartenstellen auf das nächste Jahr unbesetzt. Schade.. die ersten Jahre sind prägend für einen guten Schulstart. Danke für Ihre Meinung und herzliche Grüsse
Astrid Müller