Bestimmt habt ihr von der Studie erfahren: Schweizer wollen den Fünfer und das Weggli! Egal, ob es darum geht, zwischen Familie und Karriere zu wählen, zwischen Umwelt und Konsum oder zwischen Treue und Vergnügen – gemäss Befragung wollen die heutigen Menschen beides.
Darin unterscheiden sich die Befragten überhaupt nicht von Kindern. Diese wollen bekanntlich auch immer beides: Sie wollen lange aufbleiben, dann aber auch noch eine Gutenachtgeschichte erzählt bekommen. Sie wollen Eistee trinken und auch noch ein Glace essen. Sie wollen fernsehen und anschliessend auch noch gamen.
Wir Eltern, die noch mit den Werten der «Entweder-oder-Kultur» aufgewachsen sind, haben mit dieser «Sowohl-als-auch-Haltung» Mühe und erklären unseren Kindern dann jedes Mal: «Nein, ihr könnt nicht beides haben! Den Fünfer UND das Weggli gibt es nun mal nicht! Deshalb müsst ihr lernen, Prioritäten zu setzen und bei jedem Entscheid für das eine eben gleichzeitig auch auf das andere zu verzichten!»
Lange schienen unsere Buben unsere Argumente zu schlucken. Bis kürzlich, als sie diese Werbeplakate entdeckten, die derzeit überall zu sehen sind und von welchen uns kompromisslose Menschen zurufen: «Ich will beides!» «Mamma, hast du gesehen? Der will auch beides, und die da auch grad. Dann geht es doch, oder?»
Bravo! Dass die Suchtmittelwerbung unsere erzieherischen Massnahmen untergräbt, wissen wir längst. Dass es jetzt auch ausgerechnet die Krankenkasse versucht, die den Auftrag zur Erhebung der Studie gegeben hat und diese «Ich-will-beides-Haltung» damit auch noch auf eine vermeintlich originelle Art zu etablieren versucht, finde ich persönlich alles andere als geistreich. Ihr?
1 Kommentar
Katharina (Mama hat jetzt keine Zeit)
26. Oktober 2016 at 15:50Als Sowohl-als-auch-Person finde ich diese Haltung super 😀
Wieso sollte man sich schon beim Wünschen beschneiden?
Wieso von Anfang an resignieren und kreative Lösungen gar nicht erst suchen?
Wieso nicht sich sagen: Wie kann ich beides möglich machen?