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Das kontroverse Thema: Das Baby ist da – die Depression auch

Stubenwagen

Depressionen rund um die Geburt eines Kindes treffen viele Frauen – meist aus heiterem Himmel. Leider sind sie aber aus Scham oder Angst immer noch ein stark tabuisiertes Thema und genau deshalb ist es wichtig, darüber zu reden.

Wenn Glück und Leid nahe beieinander liegen

Die Geburt eines Kindes ist für viele Frauen das grösste Glück auf Erden. Auf das kleine Würmchen wurde lange gewartet und endlich ist es da: Von nun an wird jeder Tag ein Geschenk sein! Natürlich kann es auch schlechte Tage geben. Tage voller Schreien, Schlaflosigkeit und Erschöpfung. Aber wenn das Kleine einen dann anlächelt, sind all die Sorgen und Tränen wieder vergessen. Sind sie das?

Postpartale Depression: 13 von 100 hundert Mütter trifft’s

Doch leider ist dies nicht immer der Fall – rund dreizehn von hundert Müttern erkranken an einer Postpartalen Depression. Von einer postpartalen Depression – auch als Wochenbett- oder Schwangerschaftsdepression bekannt – spricht man, wenn im ersten Jahr nach der Entbindung  eine schwere, länger dauernde und behandlungsbedürftige depressive Erkrankungen auftritt. Die depressive Episode muss während mindestens zwei Wochen andauern.

Die Symptome sind vielfältig

Mütter, die daran erkranken, leiden an Symptomen wie

  • Traurigkeit, Niedergeschlagenheit
  • emotionale Labilität
  • Schuldgefühle
  • Appetitverlust
  • Suizidgedanken
  • Schlafstörungen, Müdigkeit
  • Gefühle von Unfähigkeit, mit dem Kind zurechtzukommen
  • schlechte Konzentrationsfähigkeit, schlechtes Gedächtnis
  • Reizbarkeit
  • exzessives Sorgen um die Gesundheit und das Ernährungsverhalten des Kindes

Häufig kommen Schuld- und Versagensgefühle hinzu, die betroffenen Mütter wissen, dass sie sich dem Kind gegenüber nicht gerecht verhalten, können ihre Situation aber nicht ändern.

Eine Krankheit, die nicht nur Mütter krank macht

Wer jetzt denkt, das klingt ja alles nicht so tragisch, hat sich geirrt. Nicht nur die Mutter ist betroffen, auch die Partnerschaft und das Kind selber. Aufgrund der schwierigen Interaktion mit dem Säugling, kann es zum Beispiel zu Entwicklungsverzögerungen kommen. Die Symptome können in seltenen Fällen sogar bis zum Äussersten, sprich Suizid und Kindstötung, führen.

Nicht einfach zu erkennen

Im Gegensatz zu einer schweren postpartalen Depression, die leicht diagnostiziert werden kann, werden weniger schwere oftmals leicht übersehen, weil es schwierig ist, die Symptome von „normalen“ Folgen aus der Schwangerschaft und Geburt wie hormonelle oder Gewichts- und Schlafveränderungen zu unterscheiden.

Welches sind die Ursachen von postpartalen Depressionen?

Es wurden bereits einige Studien dazu durchgeführt, welche persönlichen Erfahrungen und Eigenschaften das Entstehen einer postpartalen Depression begünstigen. Beispielsweise erhöhen Stress, einschneidende Lebenserfahrungen wie der Tod eines nahen Angehörigen oder finanzielle Sorgen das Risiko, an einer postpartalen Depression zu erkranken. Es ist davon auszugehen, dass die typischen Symptome einer postpartalen Depression mit bestimmten Hirnveränderungen in Zusammenhang stehen. Bislang wurden aber nur sehr wenige Studien hierzu durchgeführt.

Helft mit, die Entstehungsmechanismen einer postpartalen Depression zu entschlüsseln

Ein Forschungsprojekt der Universitären Psychiatrischen Dienste Bern widmet sich dieser Thematik. Ihr Ziel ist es, der Entstehung einer Postpartalen Depression auf den Grund zu gehen, sowie neue Impulse für Behandlungskonzepte zu generieren.

Für die Studie werden nicht nur betroffene Frauen gesucht, sondern auch gesunde und auch Väter. Wer einen Beitrag dazu leisten möchte, mehr über die Ursachen von postpartalen Depressionen zu erforschen, kann sich unter www.puk.unibe.ch/postpartaledepression informieren und an der Studie teilnehmen.

Last but not least: Frühzeitig Hilfe holen

Betroffene Mütter dürfen nicht ohne Hilfe bleiben. Es gibt einige Therapieansätze, die helfen, jedoch nehmen viele Frauen keine Hilfe in Anspruch. Also: Falls ihr erst grad Mami geworden seid und in den letzten zwei Wochen vermehrt verschlechterte Stimmung hattet, zögert nicht, Hilfe zu holen!

Mögt ihr erzählen, wie es bei euch war, als eure Kinder zur Welt kamen? Alles problemlos? Ein kurzer Babyblues oder eine richtige postpartale Depression? Was hat geholfen? Wie geht es euch heute?

Vielen Dank an Dr. Martina Papmeyer und ihr Team für die zur Verfügung gestellten Informationen und Materialien, die ich für diesen Beitrag nutzen durfte.

Weitere Informationen und Hilfestellungen erhält ihr auf der Webseite Postpartale Depression.

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3 Kommentare

  • Corina
    4. Februar 2017 at 08:05

    Das Frauen keine Hilfe „annehmen“ liegt auch daran dass Ärtze dem ganzen leider viel zu wenig Beachtung schenken und die Betroffenen vielfach einfach als „bizli überforderte Mütter“ abtun. „Das sei halt so in den ersten Monaten!“ oder „Das chunt denn scho wieder…“ Dabei sind die besten Therapie-Erfolge zu verzeichnen, wenn frau schnell handelt und die ganze Spirale von negativen Gedanken oder Ängsten nicht zu gross wird.
    Spital, Frauenärzte, Hebammen und auch Anlaufstellen wie die Mütterberatung sollten viel mehr das Thema aufgreifen. Offenheit hilft immer – besonders bei diesem Thema!

  • Karin
    4. Februar 2017 at 17:57

    Ich hatte vor der Geburt schon Depressionen. Diese war während der SS stabil mit Medis. Da ich ein „Schrei und ich will nicht schlafen“ Kind hatte, wurde es wieder schlimmer. Ich habe so oft geweint und hätte mein Kind aus dem Fenster werfen können.Ich nahm meine Mahlzeiten vor dem Fernseher ein. Meiner Tochter schaute ich und es fehlte ihr auch nichts, aber die Kräfte waren schnell aufgebraucht und so verbrachte ich oft vor der Glotze. Ich holte wieder Hilfe und ging 3 Monate in die Mutter/Kind Klinik. Das hat mir geholfen wieder Struktur zu finden und sie auch zu behalten.
    Darüber reden ist so wichtig auch wenn Frau sich schämt oder ihr alles komisch erscheint. Schnelle Hilfe, unter Umständen auch mit Medi, kann so viel Helfen. Danke das Du das Thema aufgreifst Rita.

  • Graf Sandra
    4. Februar 2017 at 18:39

    Ich spürte noch im krankenhaus das etwas nicht ganz so ist wie es sein sollte. Zuhause verschlechterte sich der zustand von tag zu tag. Ich hatte eine sehr gute Hebamme und auch mütterberatung. Die hebamme schickte mich zur familienstart hilfe und die mütterberatung kam am anfang wöchentlich nach hause. Ich hatte extreme selbstmordgedanken und konnte mein Kind nicht lieben/annehmen. Was es für mich noch schlimmer machte. Ich machte mir vorwürfe das ich nicht die gefühle hatte die Frau haben sollte. Ich hatte zum glück super unterstützung von meinem mann und schwiegereltern. Ohne die stütze wäre es nicht so gut und schnell gegangen. Das gsnze ist jetzt 2 1/2 jahre her und es geht mir gut. Würde nicht sagen geheilt, denn von zeit zu zeit kommen kleine rückschläge. Doch immer seltener und weniger stark.

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