Corona Ampelsystem zur Bekämpfung der Pandemie
In Italien fragt man sich derzeit nicht mehr „welcher Tag ist heute?“, sondern „welche Farbe ist heute?“. Denn seit das Corona Ampelsystem für die Bekämpfung der Pandemie eingeführt wurde, färbt sich jede Region anders, und ändert manchmal fast täglich die Farbe. Zum Beispiel während den Festtagen. Eigentlich war klar, dass Orange Vorrang hat und man daher an den Weihnachts- und Neujahrstagen die eigene Wohngemeinde nicht verlassen darf, man aber immerhin ein wenig Bewegungs- und, noch wichtiger, Besuchsfreiheit hat.
Wenn aus Orange Rot wird
Nix da – fünf Tage vor Heiligabend wurde aus Orange Rot, was heisst, dass man nur aus triftigen Gründen das Haus verlassen durfte – zum Einkaufen, zum Arbeiten und für Arzttermine. Und die Besuche? Die wurden per Ausnahmeklausel geregelt: Mit einem speziellen Schreiben, der sogenannten „autocertificazione“ durften zwei Personen unterwegs sein, um weitere zwei zu besuchen. Einmal pro Tag, Minderjährige unter 14 Jahren ausgeschlossen. Was so sonnenklar erschien, war auf den zweiten Blick eher verwirrend und trug dazu bei, dass ich und meine Familie sicherheitshalber zuhause blieben, um ja nicht ins Fettnäpfchen zu treten. Nur die Freiheit, einen kurzen Spaziergang im Quartier zu machen, liessen wir uns nicht nehmen. Einmal am Tag. Denn nur Schlemmen und sich nicht in der frischen Luft bewegen – da wären wir ja sonst geplatzt.
Erst am 7. und 8. Januar wurde die Ampel auf Gelb gestellt – aber Halt! Mit dem neuen Jahr wurden nun sogar Farbnuancen eingeführt, denn es galt „verstärktes Gelb“. Hä?? Was heisst das nun? Sonnengelb, Eidottergelb oder Kükengelb? Und was heisst das übersetzt, was darf und was darf man nicht tun? Verboten ist es, von einer Region in die andere zu reisen sowie Freunde und Verwandte uneingeschränkt zubesuchen. Diesbezüglich gilt immer noch die Zwei-Personen-Regel, Minderjährige bis 14 ausgeschlossen. Dieses „Dunkelgelb“ hört sich wie „Hellorange“ an, denn die Wochenenden färben sich wieder Orange, anders gesagt, man soll in der eigenen Wohngemeinde oder zu gut deutsch zuhause bleiben.
War es nötig, nun auch noch Farbnuancen einzuführen? Die Situation ist jetzt schon ziemlich komplex. Sämtliche – noch so bescheidenen – Weihnachtsferienpläne mussten eh schon über Bord geworfen werden – einziger Trost: Es regnete von Heiligabend bis zum 7. Januar praktisch durchgehend. Kein Sonnenstrahl war in Sicht, Schönwetterstreik lautete die Devise. Wenigstens fiel so das Zuhausebleiben nicht ganz so schwer. Und die Schulen? Erst zwei Tage vor dem geplanten Schulbeginn vom Donnerstag, 7. Januar wurde bekannt gegeben, dass die Gymnasien nun doch nicht vom Online- in den Präsenzunterricht wechseln. Wann dies der Fall sein wird, steht in den Sternen. Es gibt Gymnasiasten, die ihr Schulzimmer noch kaum von Innen gesehen haben in diesem Schuljahr.
Wie lange Italien noch im Farbtopf rühren wird und wie heftig, das wird sich zeigen. Wir indessen hoffen, dass die Ampel bald auf Grün steht. Bahn frei – Gefahr gebannt, man darf sich wieder frei bewegen. Was für ein Freudentag dies sein wird! Mit einem knallgelbem, lachenden Smiley – halt, nein, einem grünen natürlich!
Was hält ihr von einem Corona Ampelsystem zur Bekämpfung der Pandemie?
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1 Kommentar
Eine Farbenlehre des 21.Jahrhunderts – Über neue Ampelfarben in Pandemiezeiten – Im Schleudergang
28. Januar 2021 at 10:20[…] im doppelten Sinne werden hier ausgesandt. Eine italo-schweizerische Beobachterin hat in einem Blog-Artikel bereits beschrieben, dass in Italien Anfang 2021 „Farbnuancen“ eingeführt wurden, so dass […]