Beim Thema Französisch scheiden sich die Geister. Selber habe ich erst im Gymi mit «Franz» angefangen, und es war früh genug, um es sehr gut lernen zu können. Dennoch habe ich nichts dagegen, wenn Kinder heute schon in der Primarschule Fremdsprachen lernen müssen beziehungsweise dürfen, denn ich sehe dies als Chance.
Auch finde ich es richtig, Vokabeln zu büffeln. Doch wenn das «vocabulaire» in einen an den Haaren herbeigeführten Kontext gestellt wird, so wundert es mich nicht, wenn es auch beim x-ten Lernversuch «partout» nicht sitzen will. Weil da null Praxistransfer möglich ist – und das wäre das A und O für ein wirksames und nachhaltiges Lernen.
Das Lehrmittel schimpft sich «wirklichkeitsnah konzipiert» und «mit authentischem Input verknüpft». Ich allerdings frage mich, wie man sich bitte Gemüse- und Fruchtsorten auf Französisch merken soll, wenn man diese nicht im Zusammenhang mit einem hundskommunen Einkauf auf einem «marché de fruits et légumes en Provence» lernen darf, sondern in Verbindung mit dem Erstellen von sophistizierten Esskreationen wie «un hérisson avec un corps de raisins et deux groseilles rouges pour les yeux» (ein Trauben-Igel mit Johannisbeer-Augen) oder ein «souris de poire avec des oreilles des feuilles d’ananas» (eine Birnen-Maus mit Ananasblatt-Ohren)!
Ich weiss schon, dass die Franzosen Haute-Cuisine-Virtuosen sind, aber fertigen sie wirklich täglich so viel unnützes Zeugs aus Gemüse und Früchten an, dass Primarschüler als wirklichkeitsnahes und authentisches Lernziel Kreationen aus Esswaren beschreiben können müssen? Müssen sich Kinder, wenn sie dann mal nach Frankreich zum Sprachaufenthalt gehen, wirklich über solche Themen mit der «famille d’acceuil» oder mit ihren «copains» unterhalten können? «Excusez-moi» – nur logisch, dass sie auch heute (moderne Lehrmittel hin oder her) immer noch nicht auf «Franz» stehen.
mittwochs immer im Tagblatt der Stadt Zürich
Was meint ihr dazu? Welche Erfahrungen macht ihr mit dem Französisch-Unterricht? Wie praxisnah lernen eure Kinder?
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2 Kommentare
J. Gnehm
29. Mai 2020 at 13:56Danke für den kritischen Artikel. Als Sekundarlehrperson, die Französisch unterrichtet und bald in den „Genuss“ von Dis-donc kommen wird, teile ich ihre Einschätzung in weiten Teilen. Ich habe dem Autorenteam von Dis-donc schon vor 6 Jahren den folgenden Link zu einer erfolgreichen Französischlernmethode geschickt und warte weiterhin vergebens auf eine Implementierung in der Schweiz…
https://www.aimlanguagelearning.com/
Rita Angelone
29. Mai 2020 at 14:09Lieber Herr Gnehm! Vielen Dank für die Rückmeldung! Mh – ich glaube nicht, dass sich da noch jemand melden wird… Sollte dies der Fall sein, so wäre ich gespannt zu wissen, was die Antwort ist 🙂 Herzlicher Gruss und weiterhin viel Erfolg und vor allem viel Spass beim Unterrichten. Liebe Grüsse, Rita Angelone