Der Lehrplan 21 und die Lizenz zur Mediennutzung
«Informatik und Medien» heisst das Fach im Lehrplan 21, das auch unser Kleiner in der 5. Klasse hat. Das Ziel: Medien verstehen und verantwortungsvoll nutzen. Das Coolste aus Schülersicht: Alle haben nun ein eigenes Tablet. Die Kinder sollen ja lernen, die Neuen Medien zu nutzen, insbesondere für ein effektives Lernen. Dass sie die Tablets zu Hause aber auch für anderes einsetzen könnten, ist dann Sache der Eltern. Als wäre es vorher nicht schon herausfordernd genug gewesen, den Medienkonsum von Kindern auf ein Minimum zu reduzieren, kommt jetzt erschwerend dazu, dass sie nun eine «offizielle Lizenz» haben.
Das Medientagebuch soll Bewusstsein schärfen
Umso mehr habe ich mich gefreut, als unser Kleiner kürzlich ein Medientagebuch führen musste. Darin hielt er akribisch fest, an welchen Tagen er welche Medien wie lange konsumiert hatte. «Super machen die das in diesem Fach», dachte ich, «so wird ihm von offizieller Seite klargemacht, wie viele Stunden er vor dem Fernseher und dem Computer verbringt. Rechne ich es ihm vor, glaubt er es eh nicht.» Und tatsächlich: Im Medientagebuch kamen – auch zum Erstaunen des Kleinen – ganz schön viele Stunden zusammen. Zu seiner Verteidigung sei allerdings gesagt, dass zum Medienkonsum auch Bücherlesen und Musikhören zählen. Trotzdem: Kommt an einem neblig-kalten Sonntag fast ein ganzer «Arbeitstag» Mediennutzung zusammen, selbst mit Büchern und Musik, dann ist das bedenklich, sagte ich mir.
Verräterisches iOS12 Feature: Bildschirmzeit
Noch bevor ich den Gedanken zu Ende denken konnte, wurde ich zeitgleich von einer neuen Funktion auf meinem Handy überrascht, die mir nun wöchentlich meine Bildschirmzeit grafisch dargestellt vor Augen führt. Sch…! Innerhalb einer Woche soll ich sage und schreibe einen ganzen «Arbeitstag» lang auf mein Handy geschaut haben? Auch wenn ich mein Bloggen als Rechtfertigung heranziehen kann, ist das mindestens so bedenklich wie bei unserem Kleinen. Ich glaube, ich muss zuerst vor meiner eigenen Tür kehren.
Fortsetzung folgt.
immer mittwochs im Tagblatt der Stadt Zürich
Keine Kommentare