Familienleben Kolumne

Auto-Liebe rostet nicht

„Macht doch kein solches Aufheben – das ist jetzt wirklich kein Big Deal, dass ihr mit dem Zug in die Ferien gefahren seid!“ So und ähnlich erreichten uns ein paar Rückmeldungen auf unsere letzte Kolumne. Natürlich ist es kein grosser Schritt für die Menschheit, dass wir das Auto zu Hause stehen gelassen haben. Doch für unsere Familie war es ein rechte Umstellung. Vor allem für mich.

Ein Zug pro Stunde – wenn überhaupt…

Meine Autoliebe stammt aus meiner Zeit im Glarnerland. Eine Zeit, in der ein Zug pro Stunde durch das Tal fuhr. Im Winter blieb sogar dieser manchmal im Schnee stecken und fuhr dann verspätet oder gar nicht. Busse gab es keine. Das Zugfahren zwischen Schwanden und der Kanti in Glarus war ein täglicher Stress: Morgens kamen wir vom Hinterland stets so knapp am Hauptort an, dass wir wie wie blöd zur Schule rennen mussten, um nicht zu spät zu kommen und einen Eintrag im Klassenbuch zu kassieren. Abends liessen uns die Lehrer genau diese paar Minuten zu spät gehen, die uns den Zug nach Hause verpassen liessen. Dann galt es, eine ganze Stunde am Bahnhof zu verharren. Im Winter reichte der Platz im rauchfreien Wartezimmer nicht aus, so dass wir die Hausaufgaben halt im Raucherteil zu erledigen begannen. Nach einem anstrengenden Schultag kam es schon drauf an, ob man wegen diesem einen Zug, dem man immer hinterher rennen musste, schon um fünf oder aber erst um sechs zu Hause ankam, Raucherlunge inklusive

Ein Auto – der damalige Traum aller Jugendlichen

Nur verständlich, dass wir als Teenies früh von einem Auto träumten, oder? Jeder, der 18 wurde, wollte damals nur eins: das Permis machen und autofahren. Um flexibel vom Hinterland in die Zivilisation – sprich: nach Rappi oder besser grad nach Züri – fahren zu können. So ist meine Autoliebe entstanden, und von liebgewordenen Gewohnheiten verabschiedet man sich nun mal nicht so einfach. Umso stolzer bin ich, dass ich als Glarnerin über all die Jahre den Zürcher Way of Life nach und nach angenommen habe und immer öfters auf das Auto verzichten kann!

immer mittwochs im Tagblatt der Stadt Zürich

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2 Kommentare

  • Albert Rüegg
    7. März 2019 at 13:48

    Grüezi Frau Angelone
    Ihr Beitrag über die Reise ins Skiparadies ohne Auto hat mir echt imponiert. Umso erstaunlicher ist, dass Sie nicht viele positive Reaktionen erhielten zum Beispiel von den tausenden von Menschen die an der Klimademo in Zürich dabei waren…
    Taten sind es die zählen und etwas ändern. Ist nicht gerade das Auto der Hauptfeind der Klimaschwatzer pardon Schützer?
    Auf Ihrem Blog habe ich keine Rückmeldungen gesehen wie Sie im Tagblatt Nr. 10 schrieben – wie kommt das? Alles gelöscht? 😉
    Beste Grüsse A.R.

  • Rita Angelone
    7. März 2019 at 13:53

    Lieber Herr R. die Rückmeldungen erreichen mich via Mail. Oder manchmal sogar mit Brief! Liebe Grüsse, Rita Angelone

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