Familienleben

Auf die Dosis kommt es an

"Fahr ab mit dem Züg!" - Bild: Angels Book

Pauschal zu behaupten, Forscher und Entwickler seien nicht nah genug am Markt und entwickelten am Kundenbedürfnis vorbei, fand ich bisher immer unfair. Nun habe ich aber meine Meinung geändert, zumindest was Kindermedikamente anbelangt.

Wie sonst ist es zu erklären, dass Medikamente entwickelt werden, die zu Hause von den Eltern selber abgemischt werden müssen? Sind die eigenbrötlerischen Tüftler bei der Zielgruppendefinition davon ausgegangen, dass alle Eltern gleichzeitig auch kleine Chemiker sind? Und wie kommt man auf die weltfremde Idee, für das Verabreichen eines Antibiotikums ein abstossendes spritzenähnliches Röhrli zu entwickeln, mit dem man dem Kind die Medizin direkt in den Mund einflössen kann? Welches Kind macht schon beim Anblick einer Spritze freiwillig den Mund auf?

Doch wen interessierts? Das Produkt ist verkauft, die Verantwortung für die korrekte Einnahme an die Eltern delegiert. Diese müssen selber schauen, wie sie den zehn Tage langen nervtötenden Kampf um die richtige Einnahme gewinnen.

Der Spagat zwischen der Notwendigkeit, das Medikament anweisungskonform zu verabreichen, und dem Versuch, die Abwehrhaltung des Kindes zu respektieren, endet meist in einer Katastrophe: Entweder wird die nahende Spritze knallhart von der führenden Hand geschlagen oder die akribisch abgemischte Dosis – wenn nicht gleich nach der Einnahme im hohen Bogen ausgespuckt – kurze Zeit später ausgegeben, weil das Kind ob der kompromisslosen Verabreichung derart weinen muss, dass grad alles wieder «obsi» kommt.

Ich hoffe schwer, dass die Tüftler wenigstens bei der Berechnung der Dosierung etwas realistischer sind und einen gewissen Streuverlust mit einberechnen. Dies scheint aufgrund unserer bisherigen Behandlungserfolgsquote immerhin der Fall zu sein. Ansonsten stehen wir gerne für Praxistests zur Verfügung!

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