
Bauarbeiter will er also werden unser Grosser. Jetzt zumindest. Denn man weiss: die ersten Berufsträume von Kindern sind meist nicht von langer Dauer. Zunächst suchen sie ihre beruflichen Vorbilder im alltäglichen Umfeld, also zum Beispiel in der Person des Pöstlers, des Tramführers oder des Mannes von der Kehrichtabfuhr, bevor sie sich später aber auch an ihren Eltern orientieren.
Egal, wodurch Kinder bei ihrem Berufswunsch beeinflusst werden, Eltern sollten sie stets in ihren Berufswünschen unterstützen, auch wenn es ihnen manchmal schwer fallen dürfte. Weniger, weil vielleicht der Berufswunsch – wie im Falle der allseits geträumten Fussballerkarriere – schlicht und einfach unrealistisch ist, sondern oft mehr deshalb, weil er nicht mit den elterlichen Vorstellungen übereinstimmt oder aber deren finanziellen Möglichkeiten überstrapaziert.
Was die elterlichen Vorstellungen anbelangt, bin ich zwiespältig. Wünschten sich meine Eltern, dass ich – koste es was es wolle – einen akademischen Weg einschlage, weil sie diese Chance nicht hatten und weil es sich auf diesem Weg Arzt oder Anwalt werden und sich – nach südländischem Gesellschaftsmodell – den höchsten Grad an Respekt und Anerkennung sichern liesse, so weiss ich heute nicht, obs mir nicht doch lieber wäre, unsere Buben würden eben nicht studieren gehen – zumindest nicht unbedingt in einem ersten Schritt – und dafür aus Überzeugung und mit Herzblut einen Beruf erlernen sollten.
Von da her bin ich zur Zeit sehr zufrieden mit dem Berufstraum unseres Grossen. Sollte er sich doch noch umorientieren und seine Eltern als Vorbild nehmen, kann er ja immer noch studieren gehen. Doch dann bitte auf dem zweiten Bildungsweg, so könnte er – ha!, und das wäre der clevere Schachzug meiner Laufbahnstrategie – alles gleich selber bezahlen!
immer mittwochs im Tagblatt der Stadt Zürich
Habt Ihr Euch dazu auch schon Gedanken gemacht? Akademischer Weg? Berufslehre? Beides?
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5 Kommentare
Jessica
24. April 2013 at 07:38Haha Rita, gute Idee 🙂
Mein Grosser kam letzte Woche zu mir und sagte: Du Mami, also Bauarbeiter will ich denn nie werde! Das isch jo viiiiel streng, die müend immer schaffe :-)) also Antwort was er dann mal werden möchte sagte er: Kindergärtner wies Mami oder Lehrer die hends nöd so streng…
Habe mir noch keine grossen Gedanken gemacht was ich gerne für meine Kinder möchte. Ich wünsche ihnen einfach, dass sie etwas finden, dass ihnen Spass macht und sie dass errreichen können was sie gerne möchten.
Nicole B.
24. April 2013 at 08:11Hihi, wenn deine Söhne Maurer lernen, dann ist das für euch wirklich am billigsten – denn die Maurer-Lehrlinge verdienen im Verhältnis viel und können daher viel zuhause abgeben… 😉
Meine Nichte wird grad‘ 14 und muss sich überlegen, ob sie ihrem Berufswunsch eher auf dem Ausbildungsweg oder auf dem Studienweg näher kommen will. Ist eine schwierige Entscheidung, und ich bin grad‘ froh, dass das noch weit weg ist bei uns. Mir ist völlig unwichtig, ob unsere Kinder studieren oder nicht. Sie sollen einen Beruf finden, der sie zufrieden macht. Und eine Ausbildung durchziehen.
Nadja W.
24. April 2013 at 10:15So weit hab ich noch nicht „studiert“.
Ich hoffe einfach das er nicht so faul als Schüler ist, so wie es seine Eltern waren….. Hab die Realschule gemacht mit Notendurchschnitt 5.5 und das ohne gross zu lernen. Hätte ich mehr gelernt wär ich in die Sek 🙁 Mir war halt damals nicht wirklich bewusst das man als Realschüler nicht die gleichen Ausbildungsmöglichkeiten hat wie als Sekschüler…
so hoff ich jetzt natürlich das Tristan wenigsten in die Sek geht und das machen kann wo er will.
Mein Mann hat Elektromonteur gelernt und ein paar Jahre später eine Weiterbildung als Dipl. Einkäufer gemacht. Zum Glück sonst müsste ich voll Arbeiten gehen da der Verdienst ja nicht grad top ist als Stromer 🙁
Katharina
24. April 2013 at 13:50Ich glaube der Arbeitsmarkt hat sich seit den 80er Jahren so wahnsinnig verändert, und heute kann man kaum mehr davon ausgehen, dass der gelernte Beruf wirklich für’s Leben ist. Das gilt auch für Studierte. Da studiert und weibelt man – und am Ende entscheidet das RAV darüber, wie und wo man einspurt!
Eine junge Bekannte von mir hat eben ihr Masterdiplom in Biologie gemacht -und das RAV setzt sie im Rahmen des „programme premier emploi“, bei dem erwerbslose StudienabgängerInnen erste Berufserfahrungen machen können sollen, als Sachbearbeiterin ins Sozialamt!
Auch mit einer klassischen „Stifti“ stehen einem heute über den zweiten Bildungsweg alle Optionen noch offen – oft hat man über Berufsmatur und Fachhochschule fast noch die besseren Chancen auf dem Arbeitsmarkt, als über ein akademisches Studium.
Akademiker sind auch nicht mehr, was sie mal waren und mit der Forcerung akademischer Ausbildungen erleben die klassischen Handwerksberufe auch einen Aufschwung. In Frankreich verdient ein erfahrener Handwerksmeister heutzutage mehr, als die meisten Akademiker.
Erika
25. April 2013 at 06:27Mein Mann und ich sind typische Handwerker-Kinder, bei beiden stand nie zur Diskussion, zu studieren – bei dem einen schon wegen den Noten, bei der anderen wegen der latenten Lernfaulheit… Unsere Kinder sollen mal das lernen, was sie wollen. Am Studieren würden wir sie nicht hindern, würden es aber wohl begrüssen, wenn sie eine Lehre machen würden. Und wie Katharina schreibt: mit Berufsmatur und Fachhochschule kann man ja dann doch „in höhere Gefilde“ aufsteigen. 😉
Nun ja, der Berufswunsch meines 5-jährigen ist noch sehr abstrakt: denn wo kann man in der Nähe lernen, ein Ninja zu werden…?! 😀