Familienleben Kolumne

Am Arsch

Letzte Woche habe ich mich an dieser Stelle darüber ausgelassen, dass es mich schon ziemlich schockiere, mit welchen Ausdrücken meine Buben aus dem Kindergarten nach Hause kommen. Ich danke allen Leserinnen und Lesern für die vielen wertvollen Ratschläge, die ich erhalten haben und die ziemlich alle in dieselbe Richtung gingen: je mehr Beachtung man den Fäkalausdrücken und Schimpfwörtern schenke, umso interessanter seien diese für die Kinder und umso häufiger würden letztere sie auch anwenden. Also, cool bleiben, darüber hinweg hören und solche Ausdrücke verschwinden genau so rasch wieder aus dem Vokabular der Kinder, wie sie hineingerutscht sind.

Ich war schon drauf und dran, diese Ratschläge anzunehmen und meine Ohren diesbezüglich künftig auf Durchzug zu stellen, als ich zufälligerweise eine junge Frau hörte, die in der Morgensendung eines Lokalradios gerade etwas gewonnen hatte. Auch wenn Sie mir das, was jetzt folgt, vermutlich nicht abkaufen – dies war der kurze Dialog, der beweist, dass diese Strategie definitiv nicht aufgeht :

Moderator: „Du fliegst nach Frankfurt zu den MTW Music Awards!“

Gewinnerin: „Shit!!!“

Moderator: „Inklusive Übernachtung in einem Hotel!“

Gewinnerin: „Scheisse!!!“

Moderator: „Und vielleicht sitzt du schon bald neben Rihanna oder Lady Gaga!“

Gewinnerin: „Ihr verarscht mich!!!“

Moderator: „Nein, tun wir nicht!“

Gewinnerin: „Geil!!!“

Entschuldigt nun meine Ausdrucksweise: aber unsere Sprache ist definitiv am Arsch.

mittwochs immer im Tagblatt der Stadt Zürich

Findet Ihr das auch?

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10 Kommentare

  • Babs
    31. Oktober 2012 at 07:47

    Nun ja, Rita, Deine Frage ist ja nicht unberechtigt, denn selbst ich ertappe mich manchmal, dass ich irgendwelche Ausdrücke von meinen Töchtern annehme…vorallem die Sprüche die gerade „in“ sind…..nun, sie sind jedoch wenigstens nicht mehr im Fäkalbereich^^

    Ich meine jedoch schon, dass sich gewisse Ausdrücke sich mit der Zeit manifestieren, denn selbst Du hast vorhin ein „cool“ benutzt und das ist ja auch eine „verenglischung“ unserer Sprache…Ich habe mal eine Sendung im Hausfrauen-TV gesehen, da ging es um die heutige Kommunikation der Jugend – oh meine Güte, da versteht man kein Wort mehr….oder zumindest nur mit viiiiel Fantasie.
    Deine zitierte Radiosendung ist so leider nicht nachvollziehbar und tönt auf dem Papier abgespumpft und verzerrt. Ich bin mir sicher dass es im Kontext ganz anders klang….sie war erstaunt und meinte freudig „Shhhiiiiiit“ 🙂 ….und dass sie es dann geil fand…na ja…würde ich auch…vielleicht hätte ich dann eben „cooooool“ gesagt, was ja letztlich dann auch nicht mehr zusammenpassen würde.
    Wenn unsere Kinder multikulti „sein müssen“ dann nehmen sie eben von den „quuulsten der quulen“ die „Umgangssprache“ an…..ich meine aber auch, dass sich dies wieder verliert, sobald sie auch ein bisschen mitdenken, was sie da rauslassen….hoffe ich zumindest ….es ist halt immer ärgerlich…na ja….nicht immer…manchmal muss ich auch grinsen..! „Fuu**, die „Bitsch“ hat heute am TV so’n Shit gebrabbelt – aber „issy“… sie ist ne „Facebookschlampe“….und hey, das ist echt noch human!

    Wie gesagt, irgendwann hört man darüber hinweg und manchmal find ich’s ja sogar noch witzig….oder wusstest Du was ein „Analhusten“ ist? (Also das ist jetzt nicht das Vokabular meiner Töchter…fands nur irgendwie lustig 🙂 Wie auch immer….“slow down“…wir haben früher doch auch geflucht…aber zuhinterst im Glarnerland waren wir halt noch nicht so „Weltgewandt“ und „verenglischt“…. 😀 ….aber schöner war das auch nicht… ich bin also lieber ein „Puddingpanzer“ als “ e fetti Sau“ …nämmli…..

  • Sandro De Pellegrin
    31. Oktober 2012 at 10:19

    also, die sprache der jugend war immer auch ein mittel um sich abzuheben… beweis? meine kollegin regte sich vor ca. 15 jahren unglaublich über das wort geil auf. „was würdest du dann für einen ausdruck verwenden?“ fragte ich. „toll“! sagte sie. ??? toll? tollhaus? vor 80 jahren das gleiche wort um sexuelle gereiztheit anzuzeigen… also, wo liegt das problem? in unserer provokations-sensibilität!
    😉 bin da relativ emotionslos…

  • Fabienne
    31. Oktober 2012 at 12:17

    Ich versuche seit sicher bald 10 jahren schön zu reden/ keine fluchwörter zu benutzen. Damit mir ein ’scheisse‘ rausrutscht muss schon etwas sehr aufwühlendes passiert sein.
    Mein grosser ist 2.5 und ist noch schimpfwörter-frei. Irgendwann wird er auch mit ’neuen wörtern‘ vom kindergarten oder schule nach hause kommen… Aber da hab ich noch etwas zeit mich darauf vorzubereiten 😉

  • Nadja
    31. Oktober 2012 at 12:34

    übrigens das Wort „geil“ heisst in einem alten Deutschen Duden „versalzene Suppe“ 😀 das hatt uns damals unser Oberstufenlehrer gezeigt weil das Wort geil grad so schön am aufkommen war 😉
    ich muss zugeben auch mir rutscht manchmal ein „scheisse“ raus 🙁 ich achte jetzt schon mehr drauf was ich sage aber geil und scheisse gehören „leider“ zu meinem Wortschatz. Also das mit dem geil hab ich jetzt mit cool ausgetauscht 😀 find ich besser für den kleinen 😉

    Was ich viel schlimmer finde ist das Jugodeutsch oder Balkan Slang das sich die Kids auf dem Pausenplatz angewöhnen…. „hey mann hey voll krass hey“ und so weiter und so wort……

    und im Moment korrigiert mich mein Sohn wenn ich mal ein Wort sage das ich nicht sollte… „mami das seit mer im fall nöd!“

  • Lorelai
    31. Oktober 2012 at 13:22

    Gröhl! 😀 Bei mir muss sich auch niemand wundern dass mein Sohn vor 2 schon „F*ck“ und jetzt mit 2.5 „scheisse“ sagt. Ich benutze selber ausgiebig gerne eine grosse Auswahl an Kraft- und Fäkalausdrücken. Wen kümmerts? 😀

  • Nicole
    31. Oktober 2012 at 15:43

    Musste jetzt erst mal googeln, was „Analhusten“ ist:

    http://www.sprachnudel.de/woerterbuch/analhusten

    Aha…. 😉

    Ich bemühe mich, „Scheibenkleister“ oder „Scheibe“ zu sagen, wenn mir „Sch…“ auf der Zunge liegt, aber „Geil“ rutscht mir schon ab und an mal raus, was mir bei einer Aussicht auf einen Promi neben mir ev. auch passieren könnte… 😉

    Ich finde aber eben auch Sachen wie „voll krass, eh Mann“ etc. fast noch schlimmer…. Da nervt es mich einfach ungemein….

  • Nicole
    31. Oktober 2012 at 15:48

    Ah, was mir gerade aufgefallen ist, weil ich im Grossraumbüro sitze und den Ausdruck sehr häufig höre: Bei uns wird sehr häufig „fac“ gesagt, aber eben als Abkürzung für „facultative“ und damit meinen wir die „facultative reinsurance“ – die Rückversicherung, die wir für manche Deckungen, die wir gewähren, einkaufen…
    Wenn ich jetzt also am Telefon oder im Gespräch „fac“ sage, dann dreht sich hier niemand rum…. lol

  • Nadja
    31. Oktober 2012 at 20:16

    Stimmt ich sag nun auch mehr scheibe anstatt scheisse 😀 hab ich ganz vergessen 😉

  • Bionic Hobbit
    31. Oktober 2012 at 20:40

    Also ich bekenne mich schuldig.. ich benütze einen Haufen grober Wörter, und ich finde, das tut mir echt zu gut, um mir das ständig abzuklemmen. So ein richtig unanständiges Wort zur richtigen Zeit… Aber die groben Wörter der Mama sind gar nicht cool, der Grosse kommt mit ganz neuen Ausdrücken nachhause, die nicht von uns sind! . Ein Kollege meinte kürzlich „also, das het mi denn schon rächt gschliffe“, das fand ich eher elegant. Enfach Scheibe statt Scheisse ist doch doof…und das Beispiel aus dem Radio, das du bringst (Habe ich übrigens auch gehört) zeugt eher von einer Sprachlosigkeit oder einem ärmlichen Vokabular, aber was solls. Mein Papa war Sprachwissenschaftler und hat in mir das Interesse an Sprachen und deren Sozialformen geweckt. Daher finde ich eigentlich alle Formen der Sprache schön und spannend, und das Tolle/Geile daran ist, dass sie sich konstant verändert, nicht zuletzt wegen der Jungen. Eines meiner Lieblingswörter (jetzt nicht zum Ausrufen, aber doch einfach treffend), ist „Arschfax“. Ich freue mich immer, wenn die besten Wörter oder die Unwörter des Jahres gekürt werden!

  • Rita Angelone
    31. Oktober 2012 at 21:34

    Ach, Bionic, wie ich dir in einem Punkt recht gebe: Vielleicht ist nicht die Sprache, sondern einfach nur das Vokabular am Arsch.

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