Familienleben Kolumne

Die Mutter aller Drohungen

Fertig Schluss. Ich gehe.

Wie oft habe ich es gedacht, wie oft habe ich es mir vorgenommen: „Noch einmal so blöd und ich haue ab! Furt. Für immer!“  Alles hinter mich lassen, irgendwohin  fliehen, wos still ist und man mich in Ruhe lässt – das würde ich manchmal wirklich wollen.

Mit Liebesentzug oder gar mit dem Verlassen darf man Kindern nicht drohen, sagen Ratgeber, Experten und vor allem sagen das einem die eigenen Mütter und Schwiegermütter, die längst vergessen haben, dass sie genau diese Drohung selber schon ausgesprochen und zum Teil sogar – wenn auch nur für einen kurzen Moment – in die Tat umgesetzt haben. Zu traumatisch könnte die Reaktion der Kleinen auf eine solch brutale Drohung ausfallen, mit irreparablen Folgen für ihr weiteres Leben. Das gesamte Ur-Vertrauen könnte erschüttert werden.

Unüberlegt war bei mir diese sich langsam abzeichnende Drohung nicht. Immerhin stand die Erhaltung  meiner geistigen Gesundheit auf dem Spiel, als ich sie aussprach: „Jetzt isch fertig luschtig. Mir langts!“, verkündete  ich beim abendlichen Gezeter am Küchentisch und verlieh der Aussage mit einem Faustschlag auf den Tisch zusätzlich Gewicht, „ich haue ab! Jetzt. Definitiv. Dann könnt ihr schauen, wer in Zukunft für euch kocht!“

Doch statt des erwarteten Aufschreis und der mit Angst erfüllten und gleichzeitig um Vergebung bittenden Blicken der Buben, sah ich mich mit einer spitzbübischen, gleichgültigen Attitüde der beiden konfrontiert: „Wänn du nöd für eus chochsch, dänn chocht de Papi!“ Und als hätte es noch einen Beweis gebraucht, um ihre Unabhängigkeit von mir zu belegen, blickten beide triumphierend das gebauchpinselte Familienoberhaupt an, das seinerseits wortlos und achselzuckend da sass.

Bravo. Das hat man nun von der männlichen Emanzipation. Mütter dieser Welt, spricht die Mutter aller Drohungen niemals aus – ihr könnt nur das Gesicht verlieren!

Habt Ihr diese Drohung auch schon ausgesprochen? Oder wenigstens gedacht? Und? Mit welchem Resultat?

Weitere Beiträge passend zum Thema „… wenn eine Mutter geht…“ könnt ihr nachfolgend lesen:

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15 Kommentare

  • Tanja
    1. Februar 2012 at 07:22

    Grins :-)) Jaja, d Männer hebed zäme!
    Ich ben eifach scho wortlos is Bad, han mich igsperrt und es laaaangs Entspannîgsbad gnoh! Das wirkt Wunder!!

  • Bionic Hobbit
    1. Februar 2012 at 07:55

    Ich hatte auch schon eine Krise, wo ich meine kleinen umarmt habe und ihnen gesagt habe, dass ich sie furchtbar gern habe aber mir wünschte, auf und davon zu laufen. Sie wurden ganz still und der grosse hat dann gesagt, aber gell, Mama, das machst Du nicht wirklich.
    Meine Mutter hatte früher mehrmals die Koffer gepackt und ist geblieben. Ich hätte gewollt, dass sie das durchzieht, denn das Gestreite meiner Eltern war unerträglich. Vielleicht nicht als kleines Kind, aber als ich etwas grösser war.

  • Bionic Hobbit
    1. Februar 2012 at 07:56

    Übrigens danke für den ehrlichen Beitrag. „Schön“, dass es bei euch auch trotz aller Abenteuer, die wir hier lesen dürfen, auch mal „kriselet“. Dachte schon, ihr seid nicht normal.

  • Gaby
    1. Februar 2012 at 08:20

    Diese Phasen hatte ich auch…. als die Mädels noch kleiner waren. Aber irgendwie… das Schlechte geht vergessen, und ich mag mich schon fast nicht mehr dran erinnern :-)).
    Bei uns wars aber fast häufiger, dass wir den Mädels gesagt haben: wenns dir nicht passt, pack dein Rucksäckli und such dir eine Familie, bei der alles so ist, wie dus gerne hättest ;-). Ausgezogen ist bis jetzt noch keine (puh, zum Glück!), ihre ultimative Androhung war aber über lange Zeit: ich lade dich nid a miis Hochziit iii! Wuah, wuah, wuah! Das ist ja noch fast schlimmer, als wenn das Mami androht, davonzulaufen……
    Lg, Gaby
    P.S. Beim Kochen hab ich Glück: Thomas kann ÜBERHAUPT UND GAR NICHT kochen (hoffentlich liest er das nun nicht per Zufall….) und somit hab ich die Mädels in dieser Beziehung in der Tasche. Dafür kann der Papi die ultimativ coolsten, selbsterfundenen Guetnachtgschichtli erzählen!

  • Rita Angelone
    1. Februar 2012 at 09:05

    @Bionic: …. ja, nur ist vielleicht noch zu betonen, dass es eigentlich nur wegen des Gezeters der Kinder „kriselt“ – vor dem FOH wollte ich bisher noch nicht fliehen….

  • Rita Angelone
    1. Februar 2012 at 09:07

    @Gaby: die Buben haben uns auch schon „gedroht“, dass wir nicht mehr ihre Freunde seien, auch gar nicht ihre Eltern… pah. Und wir sagen übrigens auch immer wieder, sie sollen sich sonst gerne umschauen und eine andere Familie suchen, wo alles wunderbar ist für sie. Dann werden sie plötzlich recht still….

  • SomeintPhia
    1. Februar 2012 at 10:39

    Danke für den ehrlichen Beitrag .. (man wagt es fast nicht eingestehen, aber) er spricht einem doch auch aus der Seele .. aber es sind oftmals nur ganz kurze solche „schwarze“ Momente.

  • Nicole
    1. Februar 2012 at 11:03

    Ah, Rita, das FOH und du müsst aber noch das mit der Loyalität üben…. ;-). Ich habe so eine „Drohung“ auch schon mal ausgesprochen, und Nando hat auch auf Papi verwiesen, der aber sofort sagte, dass er das nicht tun würde, weil er zu mir halte…. . Da wurde es still… Zum Geburtstagsfest hat mich Nando schon mehrmals ausgeladen, aber da krebst er jeweils zurück, wenn ich ihm sage, dass er dann ohne Kuchen feiern müsse…. 😉
    Weglaufen habe ich auch schon wollen, aber auch schon mal vor GG. Finde es aber normal, dass es halt mal Streit gibt und man nicht mehr mag. Ich bin aber eisern dazu erzogen worden, im Streit nicht wegzulaufen, sondern zu reden, und das ist bei mir so im Fleisch und im Blut, dass ich nicht anders kann und auch unsere Kids diesbezüglich eisern erziehe….

  • SomeintPhia
    1. Februar 2012 at 11:17

    @Nicole .. das finde ich grandios (wirklich): Eisern erzogen nicht wegzulaufen und es ausdiskutieren. Das bringt was!

  • schtäcketööri.ch
    1. Februar 2012 at 11:47

    Rita, ich liebe Deine Kolumnen <3 ! So herzerfrischend ehrlich und einfach der füdliblutte Wahnsinn einer ganz normalen Familie! Wie oft bin ich in Gedanken schon weit weg gefahren.. mit der Transsibirischen Eisenbahn wochenlang von Moskau nach Peking... nur ich und mit meinen Büchern (und vielleicht 1, 2 Kinderschühchen) ...

    ... und sitze noch immer hier und bin nur manchmal wütend, dass ich es nur in Gedanken getan hab. Jänu. Ich täte die Rasselbande ja doch nur schampar vermissen und wohl keine einzige Seite meinen mitgeschleppten Büchern geniessen können. Das wär ja auch ein Seich finde ich. Aber so furt. Tschüss. Türe ins Schloss schletzen. Byebye. Machts gut und räumt euer Zimmer auf .... ich bin dann mal weg. yay, das wäre ja schon irgendwie ... filmreif!

  • Rita Angelone
    1. Februar 2012 at 12:04

    @SomeintPhia: danke Euch, für Eure ehrlichen Feedbacks!

  • Rita Angelone
    1. Februar 2012 at 12:06

    @Nicole: ja, liebe Nicole, drum laufe ich ja auch nicht weg, weil ich das auch nicht kann, ich MUSS es ausreden, aber manchmal wollen die anderen nicht…. und dann, dann verjagts mich erst recht.. 🙁

  • Rita Angelone
    1. Februar 2012 at 12:07

    @schtäcketööri: ja, filmreif wäre das, in unseren Köpfen läuft der Film wohl mehrmals ab – zum Glück sind wir aber alle noch hier! Danke, liebe Frau Rohner, Ihr Kommentar tut mir imfall grad extrem gut

  • Nicole
    1. Februar 2012 at 17:35

    Im „Club“ auf SF wurde kürzlich über Fälle geredet, wo Leute wirklich davongelaufen sind, eben nicht nur in Gedanken… Und da gab es auch einen Fall, wo der Abhauer dann sogar noch ein zweites Mal bei einer Frau einfach so abgehauen ist…..
    @Rita: Ui, ja, das macht mich auch hässig, wenn das Gegenüber dann nicht bereit ist, einen Streit auch wirklich auszudiskutieren…..
    @SomeintPhia: Danke! Finde das auch gut, auch wenn das mir schon viele halb durchdiskutierte Nächte mit meiner Mutter und auch mit GG gebracht hat. Ich bin aber wirklich froh drum (und auch darum, dass GG gelernt hat, die Diskussionen zu führen und nicht einfach schlafen zu gehen….).

  • Martina
    5. Februar 2012 at 15:08

    Neeeeiiiiin so etwas würde ich doch NIE machen! ;-)))))

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