Familienleben Kolumne

Zum ersten und zum letzten Mal: Von Premièren und Dernièren im Familieleben

Das war vor sechs Jahren….

Als Eltern erlebt man mit Kindern so vieles zum ersten Mal. Einiges davon brennt sich für immer ins Elterngedächtnis: das erste Lächeln, das erste Wort und der erste Schritt. Die erste Nacht bei den Grosseltern oder der erste Chindsgi- oder Schultag. Das erste Konzert, die erste Theaterau?ührung, das erste Fussballturnier. Die ersten Fahrten auf dem Trotti, auf dem Velo oder auf den Ski.

Es gibt so viele schöne, lang ersehnte Premieren im Leben mit Kindern! Doch irgendwann wird diese Vorfreude auf all die ersten Male, dieser Stolz, wenn sich diese endlich ereignen und erfolgreich über die Bühne gehen, abgelöst von der öfters aufauchenden und melancholisch stimmenden Feststellung: «Das war jetzt das letzte Mal!»

Das war er also, der letzte Schoppen, der letzte Krippentag, das war sie, die letzte Nacht im Gitterbett, die letzte Ausfahrt im Kinderwagen.

So rasch sind sie keine Babys mehr, auch keine Kleinkinder. So schnell werden sie zu eigenständigen Persönchen, die täglich Neues dazulernen, das ihr Leben – und dasjenige der Eltern – laufend verändert. Und täglich weiss man nicht, was morgen wieder anders, plötzlich nicht mehr sein wird.

Wann wird es das letzte Mal sein, dass sie sich am Wochenende zu uns ins Bett kuscheln, ihre Hände und Füsse an unsere schmiegen? Wann werden sie nicht mehr auf unserem Schoss sitzen, an unseren Händen laufen wollen? Wann werden sie uns nicht mehr sagen, dass wir die Schönsten und Besten sind und unsere Nähe nicht mehr suchen?

Nach dem Höhenflüg von Premiere zu Premiere in den ersten, dahinfliegenden Lebensjahren gilt es, immer mehr kleine und grössere Dernieren zu akzeptieren, lernen loszulassen und viele kleine Abschiede zu verdauen.

Aber vor allem gilt es, all die kleinen Dinge, die noch sind und die noch statt?nden, zu erkennen und in vollen Zügen zu geniessen, bevor man sie früher als gedacht bereits wieder vermissen wird.

immer mittwochs im Tagblatt der Stadt Zürich

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1 Kommentar

  • Gaby
    22. Januar 2015 at 08:22

    Aaaaarg… Rita! Mir kommen fast die Tränen! Wenn man im Baby-Alter steckt, hat man das Gefühl, alles sei schlimm und geht nie vorbei… und im Nachhinein war doch alles irgendwie easy und schön und wunderbar und…. Und nun? Weisst du was: so oft denk ich daran, wies dann mal ist, wenn die Mädels nimmer da sind, mich nicht mehr brauchen…… DANN MUSS ICH MICH JA GLATT WIEDER NEU ERFINDEN!!!! Für wen bin ich dann spätestens um 11.30 daheim, damit ich Mittagessen kochen kann? Auf wen warte ich dann unter der Tür, bis sie endlich eintrudeln? Wen frag ich: na, wie wars? Wem wasche ich die Kleider? Wem räum ich alles hinter her? Für wen geh ich einkaufen? Mit wem mach ich nen Ausflug in die Indoor-Spielhalle? Für wen back ich all das süsse Zeugs?
    Nein, nein, ich vergesse Thomas natürlich nicht dabei! Aber wir werden uns wohl auch als Paar wieder neu finden müssen dann, wenn sich nicht mehr alles nur um die Kinder dreht.
    Ok, sie sind jetzt erst 10 und 12, aber wenn ich zurückdenke, wie schnell die letzten Jahre vorbei gezogen sind, dann muss ich mich eigentlich schon morgen damit abfinden, dass sie weg sind……….. oh ich könnt heulen!
    Ich geb mir in Zukunft NOCH MEHR Mühe, alles zu geniessen (ok: auch die pubertären Ausbrüche… ok!!!)
    LG, Gaby

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