Familienleben Kolumne

Enkelkinder als letzte Hoffnung?

In der Kolumne „Das ewige Warten“ schilderte ich, dass wir häufig nicht in der Lage sind, den Tag zu geniessen und es uns oft nicht schnell genug gehen kann.

So rasen wir durchs Leben, um im Alter dann zu bereuen, vieles – insbesondere im Zusammenhang mit Kindern – nicht wirklich in vollen Zügen genossen zu haben.

Dies ist dann der Augenblick, in dem man sich – so meine These – Enkel wünscht, um das Verpasste gemeinsam mit ihnen bewusster erleben zu können.

Darauf habe ich zahlreiche Reaktionen von Grosseltern in spe erhalten, die alle mit demselben resignierten Satz endeten: „Ach, wissen Sie, wir haben die Hoffnung bereits verloren.“ Damit bezogen sich auf das bisherige Ausbleiben von Nachwuchs bei den eigenen, zum Teil schon verhältnismässig alten Kindern.

So beschäftigte mich seither die Frage, weshalb sich Eltern erwachsener Kinder so sehnlichst Enkel wünschen. Trifft meine These genau ins Schwarze oder gibt es auch andere Gründe dafür?

Natürlich ist dieser ausgeprägte Wunsch Ausdruck des menschlichen Instinkts, das Überleben der eigenen Spezies zu sichern. Dennoch komme ich nicht umhin zu vermuten, dass sich Eltern erwachsener Kinder auch deshalb Nachwuchs wünschen, damit ihre Kinder am eigenen Leib erfahren, was Kinderhaben wirklich bedeutet. Wie oft hört man dann: „Jetzt weisst du, wie es ist. Jetzt siehst du, was wir durchgemacht haben. Auch du wirst Fehler machen. Es soll dir nicht besser ergehen.“

Ist der Wunsch nach Enkelkindern, nebst einer Möglichkeit zur Wiedergutmachung verpasster Chancen, auch eine Rehabilitierung von getätigten Fehlern und nicht zuletzt auch eine Quelle für späte Wertschätzung der eigenen Elternarbeit?

Seit ein paar Tagen bin ich überzeugt, dass alles davon zutrifft. Denn seit ein paar Tagen bin ich Tante und Gotte zugleich und alleine auf dieser Ebene durchkreuzen all diese Gedanken auch meinen Kopf. Wie wird das erst mit Enkelkindern? Ich bin ja gespannt und zum Glück noch lange voller Hoffnung!

mittwochs im Tagblatt der Stadt Zürich

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3 Kommentare

  • Nicole
    13. April 2011 at 08:21

    Mein Mann und ich bemühen uns sehr, unsere Kinder so sehr zu geniessen, dass wir nicht fürchten, was zu verpassen und als „Wiedergutmachung“ auf die Enkel warten. Ich finde es furchtbar, wie viele Eltern (vor allem Mütter…) von erwachsenen Kindern ich schon gehört habe, wie sehr sie sich Enkel wünschten…. *Augen-Roll*

  • Rita Angelone
    13. April 2011 at 09:43

    Ja, ich weiss, was du meinst. Und manchmal sieht man auch Grosseltern, die einem ein Leben lang sagen, wie sehr sie sich Enkelkinder wünschen, aber sind diese erst mal hier, sind die Grosseltern plötzlich nicht mehr „verfügbar“ und haben tausend andere Dinge zu erledigen, bevor sie dann für die Enkel Zeit haben…. 😉

  • Sandro
    1. August 2011 at 08:27

    Nun, ich erlebe wie unsere Nonna die Enkel – wohlgemerkt vermeintlich heimlich (Eltern sind ja nicht nur doof! 😉 – mit Gummibärchen, Schockopops, etc. an-fixt und dann ständig versorgt. Egal ob grad 15min. vor dem Essen oder ob die Enkel schon 2 Stk. Kuchen hatten… Das Ausmass ist schon echt nicht mehr gut & normal!
    Ausrede ist dann jeweils: na tut nicht so, bei Euch (zu Sohnemann & Tochterfrau gewandt) musste ich immer streng sein, da durfte ich nicht! (?????!!!!??? und heute darf sie????) Zur Schwirigentochter wird dann gar nichts gesagt, nur hintenrum gejammert sie habe Angst das die Enkel nicht mehr kommen dürfen! Fazit: hab ich keins… Ratschläge? ähmm… nöö. werde mich hüten mich zwischen verärgerte Eltern und wütend-enttäuschte Omas zu setzten 😉

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